Widerstand gegen Rechtsradikale im Web formiert sich

Mit diversen Aktionen und Initiativen machen Unternehmen und Privatpersonen im Web ihren Widerstand gegen rechtsradikale Sites sichtbar.

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Von
  • Holger Bleich

Mit diversen Aktionen und Initiativen machen Unternehmen und Privatersonen im WWW ihren Widerstand gegen rechtsradikale Sites sichtbar. Gleich mehrere Aktionsbündnisse wurden in den letzten Tagen ins Leben gerufen.

Die Medieninitiative "Netz gegen Rechts", an der sich bisher Die Woche, Bild und ZDF-Online beteiligen, will Morgen Nachmittag unter www.netzgegenrechts.de ein Web-Forum freischalten, "das journalistische Information gegen rechte Agitation setzt", erklärte Woche-Chefredakteur Manfred Bissinger. Auf den Sites des Berliner Tagesspiegel stellt sich am morgigen Dienstag, dem 15. August, zwischen 18.30 und 19.30 Uhr Bundesjustizministerin Herta Däubler-Gmelin den Fragen der Netzgemeinde zum Thema "Was tun gegen rechts".

Den Webhostern kommt bei der Problematik eine wichtige Rolle zu. Die Berliner Firma Strato hat nun die Initiative ergriffen und wird am kommenden Freitag den "Verein gegen Missbrauch im Internet" gründen. Geladen zur konstituierenden Sitzung in Berlin sind unter anderem Vertreter des Bundesjustizministeriums, der .de-Registratur Denic sowie Paul Spiegel, Vorsitzender des Zentralrats der deutschen Juden. Auch der Karlsruher Webhoster 1&1-Puretec hat sich zu Wort gemeldet. Man habe einen umfangreichen Maßnahmenkatalog beschlossen, ließ der Vorstand verlauten. Trotz der Vorbehalte des Denic gegenüber so genannten Negativlisten hat 1&1 einen Filter hinter das Domainregistrierungs-Formular geschaltet, der die Annahme von "anstößigen Domainnamen" schon im Vorfeld verhindern soll. Unter der E-Mail-Adresse netwatch@puretec.de können Surfer von Puretec gehostete, anstößige Domains melden. Zusammen genommen betreuen Strato und 1&1-Puretec rund zwei Drittel aller deutschen Domains.

Auch die Institution Jugendschutz.net leitet Hinweise auf jugendgefährdende und volksverhetzende Inhalte im Web weiter. Unter der Adresse Webgegenrechts.de können Internet-Surfer einen Aufruf gegen rechte Gewalt in Deutschland unterzeichnen. Zu den Initiatoren dieser Homepage zählt der ehemalige Eiskunstlaufstar Katarina Witt. Mit der Banneraktion "Startups gegen Rechts – Wir sind uns einig!" wenden sich alle Mitglieder des Unternehmenverbands "European Net Economy Forum" geschlossen gegen rechtsradikale Tendenzen im WWW. Die Initiative 3n - Nein zu Nazis im Netz", der sich nach eigenen Angaben bisher 62 Unternehmen angeschlossen haben, ruft unter ebendiesem Motto zur Toleranz gegenüber ausländischen Mitbürgern auf.

Offensichtlich nutzen einige Firmen die aktuelle Diskussion um Rechtsradikalismus im Internet aber auch, um sich in deren Windschatten bekannt zu machen. Die Firma Erodata, eigentlich Anbieter einer Adult-Verification-Software für Porno-Angebote, hat sich eilig die Domain www.adolfhitler.de gesichert. Dort findet sich nun eine werbewirksame Pressemitteilung des Mainzer Unternehmens. "Selbstverständlich" werde man aber später "die Domain an die Regierung zur Sicherung übergeben", teilte Erodata-Geschäftsführer Tobias Huch mit. Only Solutions, ein Software-Unternehmen aus Kassel, will im Internet weltweit 50.000 Hakenkreuze entdeckt haben. Allein in Deutschland hätte die eigentlich zum Aufspüren von illegal genutzten Markenlogos entwickelte Software der Firma 2000 Websites mit Nazisymbolen aufgespürt, teilte Only Solutions heute mit. (hob)