Gamescom 2015 in der Rückschau: "Denken Sie Groß!"

Das Deichkind hat recht: Immer mehr Spieler drängeln sich in den Gamescom-Messehallen um immer weniger Spiele. Wie man in Köln beobachten konnte, nimmt die Konsolidierung der Spiele-Branche weiter zu.

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Gamescom 2015
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Inhaltsverzeichnis

Der Mittelbau ist weggebrochen. Was Insider der Spiele-Industrie bereits seit einigen Jahren voraussagten, konnte man in der vergangenen Woche in Köln auf der Gamescom 2015 hautnah miterleben. Entweder mietet man als Publisher mindestens eine halbe Messehalle an und umrahmt sie mit turmhohen Videoleinwänden, oder man lässt es eben ganz.

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Cosplayer
(Bild: Gamescom)

So überboten sich denn auch die Größten der Branche Sony, Microsoft und Electronic Arts mit ihren riesigen Trailer-Kinos und ganzen Stadionrängen mit Anspielstationen. Aber nicht nur Blockbuster, sondern auch vermeintlich kostenlose Browser-Spiele wie Hearthstone oder von Wargaming wurden mit so einem großen Brimborium beworben, als wenn es kein Morgen gäbe.

Andere mittelgroße Publisher wie Bethesda konzentrierten sich ganz auf einen einzelnen Titel oder blieben wie im Fall von Sega oder Capcom der Gamescom gleich ganz fern. Mitunter war auch die zeitliche Nähe zur E3 ein Problem, weshalb beispielsweise zu Fallout 4 kaum etwas Neues zu erfahren war. Konami durfte man in diesem Jahr noch ein letztes Farewell wünschen. Ohne Hideo Kojimas Metal Gear Solid wird man im nächsten Jahr wohl nur noch auf einem kleinen Business-Stand der guten alten Zeit gedenken.

Interessant war zu beobachten, wie die Hersteller die neue VR-Technik präsentierten. Denn das Erlebnis unter einem solchen VR-Helmen kann man ja schlecht auf eine Leinwand projizieren. Immerhin verstanden es Sony, HTC und Oculus, die Termine so zu koordinieren, dass man nicht stundenlang schlangestehen musste. Trotzdem gingen viele Interessierte leer aus. Da müssen sich die Firmen noch etwas zur massenkompatiblen Präsentation einfallen lassen.

Business-Kunden freuten sich derweil, dass sie in diesem Jahr mit der Halle 2 deutlich mehr Stände in Ruhe besuchen konnten. Journalisten werden wohl drei Kreuze gemacht haben, als Sony erklärte, seine Spiele nicht mehr in einem nahegelegenen Hotel, sondern auf der Messe zu zeigen. Wenn auch die Idee, einige Presse-Termine in die Besucherhallen zu verlegen, kaum Platz für echte Informationsaufnahme ließ.

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Its a feature, not a bug: Nach dem Unity-GAU sind Spieler schon gespannt, mit welchen lustigen Grafik-Glitches Ubisoft in dem diesjährigen Assassin's Creed überrascht.
(Bild: c't)

Unter all den großen Ständen konnte man die kleinen Anbieter schon mal allzu leicht übersehen. So fehlte in diesem Jahr etwa der Indie Mega Booth, der noch 2014 präsent war. So musste man schon suchen, um den etwas abseits gelegenen Indie Arena Booth in einem Stockwerk der Halle 10 zu finden. Studios wie das britische Ninja Theory, die derzeit mit gerade einmal 15 Leuten an einem ungewöhnlichen Action-Adventure "Hellblade" arbeiten, konnte man immerhin im Vorfeld auf der Game Developers Conference treffen. Zwischen den gigantomanischen Schautafeln der Gamescom war für sie hingegen ebenso wenig Platz, wie etwa für die pixeligen Retro-Spiele des kleinen Publisher Devolver, der seine Indie-Perlen nur im Business-Bereich zeigte.

Wenn man die derzeitige Entwicklung weiterdenkt, dann wird es auf der Gamescom in ein paar Jahren nur noch die "Sony-Halle", die "Microsoft-Halle", die "EA-Halle" und die "Blizzard-Halle" geben, und das wäre für eine repräsentative Show einer so bunten Industrie einfach zu wenig.

(hag)