Der Fall Ganz: Wie der VW Käfer wirklich entstand

Er war Hitlers Liebling und wurde zum "Autoingenieur des Jahrhunderts" gewählt: Im Auftrag des NS-Regimes entwickelte Ferdinand Porsche den "Volkswagen". Doch der Mythos verdeckt den Beitrag anderer Automobilkonstrukteure.

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Von
  • Paul Schilperoord

Nürnberg, Sommer 1930. Diplomingenieur Josef Ganz sitzt persönlich am Steuer seines Prototypen. Mit dem Zweisitzer tuckert er über die holprigen Straßen. Die Fahreigenschaften begeistern den Konstrukteur: "Der Wagen kann mit nur einem Finger gesteuert werden und dabei kann er noch immer mühelos im Zickzack fahren," notiert er später.

Der Prototyp den Ganz für die Nürnberger Ardie-Motorradwerke entwickelt hat, beruht auf einem neuartigen Kleinwagen-Konzept mit Heckmotor, Zentralrohrrahmen und Einzelradaufhängung. Das Auto verkörpert für Ganz die Idee eines "Volkswagens", die er seit den frühen 20er Jahren verfolgt hat. Der Ingenieur und Journalist hofft auf eine große Zukunft seiner Konstruktion als erschwingliches Fahrzeug für jedermann. Doch sein Traum erfüllt sich nicht.

Vier Jahre später propagiert das Nazi-Regime mit großem Getöse die Massenmotorisierung. Nach den Vorgaben Hitlers soll die deutsche Automobilindustrie ein Kleinwagen-Konzept realisieren. Den Entwicklungsauftrag bekommt der Österreicher Ferndinand Porsche, der bekannte Rennwagenkonstrukteur. Bald wird er zu Hitlers Liebling, der mit dem autobegeisterten "Führer" persönlich fachsimpeln darf. Man rühmt seine Genialität, man überhäuft ihn mit Auszeichnungen, man unterstützt ihn bei seiner Arbeit. Sein "Volkswagen" wird schließlich zur Grundlage eines Weltkonzerns, Porsche selbst zur Ikone des deutschen Automobilbaus.

Von Josef Ganz und seinen Konstruktionen hingegen will niemand mehr etwas wissen. Das NS-Regime raubt ihm seine Patente, man denunziert ihn, man sperrt ihn ein. Im Exil wird er zu beweisen versuchen, daß Porsche und die Nazis ihm, dem jüdischen Ingenieur, seine Ideen gestohlen haben - daß der "Käfer" in Wahrheit auf seine Prototypen zurückgeht. Doch niemand wird ihm zuhören. In einem 14seitigen Dossier dokumentiert "Technology Review" auf der Grundlage von exklusivem Recherchematerial die Geschichte des vergessenen deutschen Automobilingenieurs Josef Ganz. Seine Konstruktionen hatten wesentlichen Anteil an der Geschichte des VW Käfer.Doch der Ingenieur und kritische Motorjournalist bekam für seine Leistungen nie offizielle Anerkennung –- vor allem nicht vom Volkswagen-Konzern.

Den vollständigen Text finden Sie in der Print-Ausgabe Nr. 11/2005 von Technology Review. Das neue Heft ist ab dem 27. Oktober am Kiosk zu haben. Online im Volltext verfügbare Texte finden Sie hier; das Heft können Sie hier bestellen.) (wst)