Kühlung für den Planeten

Welche Alternativen gegen den Klimawandel gäbe es, wenn es der Menschheit nicht gelingt, ihren Kohlendioxid-Ausstoß deutlich zu senken? Einige Forscher haben radikale Ideen.

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Lesezeit: 9 Min.
Von
  • Mark Williams
Inhaltsverzeichnis

Die Fakten liegen auf dem Tisch. Der in diesem Monat vorgelegte IPCC-Klimabericht geht davon aus, dass es eine 90-prozentige Wahrscheinlichkeit gibt, dass die globale Erwärmung der letzten 50 Jahre durch den Menschen verursacht wurde. Gleichzeitig könnte es sein, dass der "Point of No Return" womöglich bald erreicht ist – und wir mit signifikanten negativen globalen Veränderungen zu rechnen haben, die sich nur noch schwer aufhalten lassen.

Die Vorschläge gegen den Klimawandel sind allseits bekannt: CO2-Ausstoß einfrieren und dann deutlich reduzieren; das Klimagas per Sequester-Verfahren unter die Erde bringen; erneuerbare Energiequellen nutzen; beim Energieverbrauch massiv einsparen. Doch in den USA, wo die Hardliner im Weißen Haus lange Zeit die menschliche Verantwortung für die Erderwärmung rundheraus ablehnten, wird auch über andere Ideen nachgedacht – Ideen gigantischen Ausmaßes, die zum Teil klingen, als stammten sie aus einem Science-Fiction-Film.

Da wäre zum Beispiel der Plan, einen gigantischen Spiegel zwischen Sonne und Erde zu platzieren, um die erderwärmenden Strahlen abzulenken. Die Idee stammt ursprünglich aus den Achtzigerjahren. Damals dachte James Early vom Lawrence Livermore National Laboratory daran, die sowieso schon zu 30 Prozent von der Erde weg reflektierten Sonnenstrahlen noch stärker abzulenken. Early baute dabei auf noch fantastischeren Vorstellungen auf: Die Bewohnbarmachung des Planeten Venus. Dabei gedachte man einst, den menschenfeindlichen Stern mit Hilfe eines Spiegels abzukühlen, um ihn dann irgendwann bewohnbar zu machen. Early münzte diese Idee 1989 auf die Erde um, als er erstmals von den Gefahren des Klimawandels Notiz nahm. Der "Weltraum-Sonnenschirm" würde rund 1,5 Millionen Kilometer über dem Planeten am so genannten Lagrange-Punkt L1 angelegt werden – einer Umlaufbahn, in der Erd- und Sonnengravitation ausbalanciert sind, um ein Objekt korrekt ausgerichtet zu beiden Himmelskörpern zu halten.