VDSL-Beschleuniger Vectoring: Wettbewerber fordern Minister-Machtwort gegen Telekom-Deal

Die drei Netzbetreiberverbände Breko, Buglas und VATM fordern die Bundesminister für Wirtschaft und Verkehr auf, der Bundesnetzagentur einen Deal mit der Telekom für exklusiven Vectoring-Ausbau an den Hauptverteilern zu untersagen.

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Telekom Glasfaser-Netz

Die Telekom will um ihre Hauptverteiler exklusiv Vectoring ausbauen – die Wettbewerber sehen sich benachteiligt.

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Die deutsche Netzbranche fordert Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) und Infrastrukturminister Alexander Dobrindt (CSU) auf, eine mögliche Absprache zwischen der Deutschen Telekom und der Bundesnetzagentur bezüglich eines exklusiven Ausbaus des VDSL-Beschleunigers Vectoring zu verhindern. Die Präsidenten des Bundesverbands Breitbandkommunikation (Breko), des Bundesverbands Glasfaseranschluss (Buglas) und des Verbands der Anbieter von Telekommunikations- und Mehrwertdiensten (VATM) warnen in einem Schreiben an die Bundesminister vor "weitreichenden Konsequenzen für den gesamten Markt".

Die Telekom möchte den VDSL-Turbo Vectoring auch im direkten Umfeld der rund 8000 Hauptverteiler im eigenen Netz einsetzen und hat dies im Februar bei der Bundesnetzagentur beantragt. Damit könnten fast sechs Millionen Anschlüsse auf 100 MBit/s ausgebaut werden, sagt die Telekom. Der Haken: Beim Vectoring ist das Nebeneinander von mehreren Anbietern technisch nicht möglich. Im Bereich der Hauptverteiler wären die Wettbewerber raus, die dort eigene Infrastruktur installiert haben und Teilnehmeranschlussleitungen (TAL) von der Telekom übernehmen.

Die Telekom will der Regulierungsbehörde ihre Vectoring-Pläne nun damit schmackhaft machen, sich in einem "öffentlich-rechtlichen Vertrag" zum Ausbau der 5,9 Millionen Anschlüsse im nahen Umfeld der Hauptverteiler zu verpflichten und dafür eine Milliarde Euro in die Hand zu nehmen. Dabei handelt es mehrheitlich um Anschlüsse in Ballungsgebieten, an denen die Telekom bisher schon VDSL mit bis zu 50 MBit/s liefern kann. Die Wettbewerber sehen in dem Ausbauversprechen deshalb eine Mogelpackung und kritisieren, die Telekom suche sich die Filetstücke im Markt aus und versuche diese zu re-monopolisieren.

Doch die Kritik in dem Schreiben der Verbandspräsidenten, das heise online vorliegt, geht noch weiter und ist grundsätzlicher Natur: Ein solcher Vertrag, den ein Gutachten der Bundesnetzagentur für grundsätzlich möglich hält, stehe deshalb dem Wettbewerb auf dem Markt "diametral entgegen", warnen die Verbände. Eine solche Absprache bedeute auch das Ende der Netzallianz, in der sich die Bundesregierung "ausdrücklich auf einen gemeinsamen Ausbau verpflichtet" hat.

Breko, Buglas und VATM sprechen von Signalen aus der Regulierungsbehörde, Verhandlungen mit der Telekom könnten in "nächster Zeit" aufgenommen werden. Wenn sich die Bundesnetzagentur auf einen solchen Vertrag mit der Telekom einlässt, gebe sie ihre neutrale Rolle als Schiedsrichter auf dem Markt auf, kritisieren die Verbände. Sie fordern die beiden Minister daher "nachdrücklich auf, die unabhängige Rolle der Bundesnetzagentur [...] zu sichern und die Aufnahme von Verhandlungen seitens der Bundesnetzagentur zu verhindern". (vbr)