AT&T plant Spin-Off von Liberty Media

Der US-Telekommunikationskonzern AT&T will seine Tochtergesellschaft Liberty Media als unabhängiges Unternehmen an die Börse bringen.

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Von
  • Christian Rabanus

Der US-Telekommunikationskonzern AT&T hat am gestrigen Mittwoch den Plan bekannt gegeben, seine Tochtergesellschaft Liberty Media vollständig aus dem Konzern auszugliedern und als unabhängige Gesellschaft im zweiten Quartal 2001 an die Börse zu bringen. Liberty Media war 1998 als Tochtergesellschaft des Kabelnetzbetreibers TeleCommunications (TCI) an AT&T gegangen, als der Telefonkonzern TCI übernahm und sich damit auf den Weg zum größten Kabelanbieter der USA machte.

Durch die Übernahme von MediaOne ein Jahr später war dieses Ziel erreicht. MediaOne hält aber auch 25,5 Prozent an Time Warner Entertainment (TWE). In dieser zum Time-Warner-Konzern gehörenden Gesellschaft sind die meisten Kabelgesellschaften des Medienkonzern zusammengefaßt. Damit schoss AT&T über das Ziel hinaus: Nach dieser Akquisition hatte der Konzern nämlich einen Marktanteil von 42 Prozent im TV-Kabel-Bereich, die Regulierungsbehörde Federal Communications Commission (FCC) erlaubt aber nur einen Marktanteil von höchsten 30 Prozent. Die FCC genehmigte die Übernahme von MediaOne deshalb nur unter der Bedingung, dass AT&T seinen Anteil am TV-Kabelmarkt bis Mai 2001 unter die 30-Prozent-Marke drückt und bis zum 15. Dezember dieses Jahres bekannt gibt, durch welche Maßnahmen man dies erreichen wolle. Eine von der FCC zur Auswahl gestellte Maßnahme war die Trennung von Liberty Media.

Liberty Media ist nun kein Kabelbetreiber, sondern eine Firma, die Programminhalte herstellt. Diese liefert sie aber auch an Time Warner, womit AT&T – zusammen mit seinem Anteil an TWE – einen großen Einfluss auf die Warner-Tochter ausüben kann. Und deshalb wurde AT&T von der FCC der Anteil an TWE so angerechnet, dass AT&T über die 30-Prozent-Grenze im TV-Kabelmarkt kam. Verkauft AT&T Liberty Media, wäre der Einfluss des Telefonkonzerns auf TWE nicht mehr so groß, dass die FCC die Marktanteile AT&T zuschlagen würde; AT&T käme dann unter die 30-Prozent-Grenze.

Ob die Telekommunikationsgesellschaft aber wirklich den Verkauf von Liberty Media nutzt, um den FCC-Auflagen zu genügen, ist noch nicht klar. AT&T hat sich dazu noch nicht eindeutig geäußert. Klar ist vielmehr, dass der Konzern seinen Anteil an TWE an Time Warner verkaufen will, allerdings ist Time Warner bislang nicht bereit, den von AT&T geforderten Preis zu zahlen. Auch versucht AT&T, die 30-Prozent-Grenze generell zu kippen.

Der Spin-Off von Liberty Media scheint aber auch unabhängig von den Auswirkungen auf die anhängigen Regulierungsverfahren beschlossene Sache zu sein. Einerseits steht er in Einklang mit der kürzlich angekündigten Aufsplittung und strategischen Neuausrichtung von AT&T, andererseits munkelt man, dass die Zusammenarbeit zwischen AT&T und John Malone, dem Chef von Liberty Media, nicht gut geklappt hat.

Schließlich würde der Börsengang der Programmfirma auch den Finanzen des Telefonriesen zu Gute kommen. AT&Ts Marktkapitalisierung schrumpft seit Monaten, die Schulden steigen und das Kreditrating wird auch immer schlechter. Durch den Spin-Off könnte AT&T diesem Abwärtstrend zumindest ein wenig entgegenwirken. Besonders attraktiv ist er zudem, da er sogar steuerfrei über die Bühne gebracht werden kann. (chr)