Steilvorlage: Volkswagens Manipulation begeistert US-Ottomotorenlobby

Klartext

Bei den Vorwürfen um manipulierte Abgastests von Volkswagen in den USA geht es nur am Rande um die Umwelt, um sauberes Abgas, um bessere Luft. Dahinter steckt ein Wirtschaftskrimi, den Hollywood noch nie verfilmt hat, obwohl er schon seit vielen Jahrzehnten andauert

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Audi, VW, Volkswagen 3 Bilder
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Von
  • Rudolf Skarics
Inhaltsverzeichnis

Volkswagen droht eine Milliardenstrafe in den USA. Der Betrugsvorwurf lautet sinngemäß: Man hätte die Motorsoftware so programmiert, dass sie eine Abgas-Testfahrt selbständig erkennt und dann in eine Art Spar- und Sauber-Modus verfällt. Bei normaler Fahrt hingegen würde die Stickoxidemission bis auf das Vierzigfache des erlaubten Ausstoßes ansteigen. VW hat offenbar auf ganz besonders gefinkelte Art das gemacht, was auch andere Hersteller tun: Alle technischen Möglichkeiten ausgereizt, um die strengen Abgaslimits wenigstens auf dem Papier einzuhalten. Man ist aber offenbar um einen Schritt zu weit gegangen und hat sich damit unendliche Probleme eingehandelt. Strafe zahlen, wie viel auch immer, ist eher noch das kleinere. Jetzt steht man da wie ein Dopingsünder. Jeder weiß, ohne Verstoß kommt man nicht an die Spitze, alle hoffen, nicht erwischt zu werden. Jetzt ist es den Wolfsburgen doch passiert. Jetzt fallen die Aktienkurse und reißen auch noch die Mitbewerber mit Dieselautos auf dem US-Markt, namentlich BMW und Mercedes, in die Tiefe.

Da geht es nur am Rande um die Umwelt, um sauberes Abgas, um bessere Luft. Dahinter steckt ein Wirtschaftskrimi, den Hollywood noch gar nie verfilmt hat, obwohl er schon seit vielen Jahrzehnten andauert. Sieht man sich ähnliche Vorgänge in der Vergangenheit an, läuft man sogar Gefahr, als Verschwörungstheoretiker abgetan zu werden. Erfolg in den USA war für Autohersteller aus dem Rest der Welt immer schon gefährlich. Es genügte bloß den Anschein von aufkeimender Beliebtheit zu erwecken, schon passierten seltsame Dinge. Bereits Mitte der 1980er Jahren wurde Audi vorgeworfen, seine Autos würden aus unerfindlichen Gründen beschleunigen anstatt zu bremsen. Die Ursache dieser seltsamen Unfälle wurde nie restlos aufgeklärt, das Image von Audi, wo man sich gerade anschickte, den US-Markt zu erobern, war für Jahrzehnte angepatzt.

Gefährlicher Erfolg

Man scheut auch nicht davor zurück, die Unternehmen an ihren markenspezifisch wundesten Punkten zu erwischen. Mercedes hatte immer wieder Rückschläge zu verdauen, zurückzuführen auf den Vorwurf von Qualitätsmängeln. Erst 2012 versagten Mercedes, Audi und Lexus bei einem neu eingeführten und immer noch umstrittenen Crash-Szenario (small-overlap-test). Da verwundert es gar nicht, dass auch der Qualitätsweltmeister Toyota immer wieder mit massiven Vorwürfen in dieser Hinsicht belastet wird, mit Rückrufaktionen und regelrechten Schauergeschichten bis hin zum Bremsversagen. So musste Toyota 2010 den Verkauf von gleich acht Modellen in den USA aussetzen, weil das Gaspedal angeblich klemmen konnte.