VATM-Studie: Telecom-Markt schrumpft leicht, Kabel legt zu

Die Deutschen telefonieren weniger und schreiben deutlich weniger SMS - die Telecom-Provider müssen daher mit leicht gesunkenen Umsätzen auskommen. Zuwachs gibt es bei den Breitbandanschlüssen, Glasfaser-Anschlüsse werden aber nur wenig gebucht.

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Telekom Glasfaser-Netz

Gut eine halbe Million Haushalte haben einen Glasfaseranschluss – es könnten deutlich mehr sein.

(Bild: dpa)

Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Torsten Kleinz
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Trotz explodierenden Datenvolumen müssen sich die deutschen Provider einschränken. Laut der Marktstudie, die der Verband der Anbieter von Telekommunikations- und Mehrwertdiensten (VATM) am Mittwoch in Düsseldorf vorgestellt hat, sinken die Umsätze der Branche in diesem Jahr voraussichtlich um ein Prozent auf 57,9 Millionen Euro.

Die Ursachen für den aktuellen Umsatzrückgang sind laut Studienautor Torsten Gerpott von Dialog Consult die sinkende Verbraucherpreise und der Rückgang bei Sprach- und SMS-Nutzung. „Die Zahl der SMS geht auch aufgrund der wachsenden Nutzung von Messaging-Diensten wie WhatsApp deutlich zurück – um 37 Prozent auf 39,8 Millionen Kurznachrichten pro Tag“, sagt Gerpott. Auch die Festnetztelefonie nimmt ab. Das Geschäft mit Datendiensten könne die Verluste im klassischen Telekommunikationsgeschäft nicht ausgleichen.

Die Rückgänge betreffen sowohl Festnetz als auch Mobilfunk. Dabei wird der Umsatz im Mobilfunkbereich um rund 0,2 Milliarden Euro auf 24,8 Milliarden Euro sinken, was einem Rückgang um 0,8 Prozent entspricht. Im gesamten Festnetzbereich sinken die Umsätze im Jahr 2015 um 1,2 Prozent auf 33,1 Milliarden Euro. "Die goldenen Zeiten sind vorbei" fasste Gerpott die Lage zusammen. So sanken die Branchenumsätze nach Zahlen der VATM seit 2006 um insgesamt 10,8 Milliarden Euro. Totz Verlusten in einigen Bereichen ist die Deutsche Telekom mit einem Marktanteil von 40,5 Prozent im Festnetz und 32,7 Prozent im Mobilfunkbereich weiterhin Marktführer.

VATM-Studie 2015: Gesamtmarkt (7 Bilder)

Bei den Breitband-Anschlüssen brummt hingegen das Geschäft: Sie nehmen in diesem Jahr um 1,1 Million auf 30,7 Millionen zu. Besonders die großen Anbieter können ihre Marktanteile steigern, die alternativen Anbieter mit eigener Infrastruktur verlieren hingegen eine halbe Million Kunden. Gewinner sind insbesondere die Kabelnetz-Betreiber. Der Umsatz bei ihnen steigt dabei hingegen in diesem Jahr um 0,5 Milliarden Euro auf 5,6 Milliarden Euro - ein Plus von 9,8 Prozent.

Das transportierte Datenvolumen steigt enorm: Pro Breitbandanschluss und Monat werden in diesem Jahr etwa 31,8 Gigabyte bewegt - eine Steigerung um fast ein Fünftel. Auch im Mobilfunkbereich steigen die Datenumsätze auf deutlich gerigerem Niveau: Das durchschnittliche Datenvolumen pro SIM-Karte beträgt 2015 laut Verbandsberechnungen 377 MB pro Monat. Das Gesamtvolumen hat sich seit 2011 um mehr als das Fünffache gesteigert.

Schleppend ist das Geschäft mit Glasfasern. Das liegt nicht nur an den Anbietern: So können 2,1 Millionen Haushalte einen Glasfaser-Anschluss buchen, jedoch machen nur 510.000 davon Gebrauch. Diese Quote reicht oft nicht, um die notwendigen Investitionen mittelfristig zu finanzieren. Hierzu wäre eine Quote von einem Drittel notwendig.

VATM-Studie 2015: Festnetz (10 Bilder)

Der VATM zeigte sich optimistisch, dass diese Quote sich schon bald steigern wird. So verwies VATM-Präsident Martin Witt darauf, dass zu Beginn des VDSL-Anbaus kaum Nachfrage nach Anschlüssen mit 50 MBit/s bestanden habe - heute griffen jedoch mehr als die Hälfte der Haushalte bei neuen Verträgen nach den hohen Bandbreiten.

Die Telekom-Konkurrenten betonen, dass sie mehr investierten als die der eheamlige Monopolist. Laut VATM liegt die Deutsche Telekom zum Beispiel bei der Umstellung auf VoIP-Anschlüsse zurück: Zwar telefonieren bereits 35,5 Prozent der Telekom-Konden nach dem neuen Standard, bei den Konkurrenten sind es jedoch bereits 69,5 Prozent

VATM Studie 2015: Mobilfunk (8 Bilder)

In dem Zusammenhang warnte VATM-Geschäftsführer Jürgen Grützner, dass der von der Telekom geforderte exklusive Zugriff auf die Hauptverteiler diesem Ziel in die Quere komme. Witt sprach davon, dass der ehemalige Staatkonzern seine Wettbewerber an den "Rand der Wettbewerbsfähigkeit dränge". So sei der angebotene Bitstromzugang insbesondere für Geschäftskunden unattraktiv.

Mit den am Mittwoch verabschiedeten Förderrichtlinien des Bundes zum Breitbandausbau zeigte sich Witt halbwegs zufrieden - so habe der Bund durch weniger strikte Vorgaben dafür gesorgt, dass Kommunen eigene Netze aufbauen könnten. Dies sei aber nur ein Zwischenschritt. So wünschen sich die Verbandsvertreter einen offenen Wettbewerb, um Gemeinden mit Glasfasern zu versorgen. (vbr)