CES: AOL ruft (erneut) die Internet-Revolution aus

Barry Schuler, Chef der "Interactive Services Group" bei AOL, gab seine Einschätzung der Zukunft ab, die sich natürlich vor allem um den Online-Dienst drehen soll.

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Am dritten Tag der CES hat Barry Schuler, Chef der "Interactive Services Group" bei AOL, seine Einschätzung der Zukunft abgegeben, die sich natürlich vor allem um den Online-Provider drehen soll. Schuler, der sich selbst als AOLs "Fast-CEO" bezeichnete, räumte zum Beginn seiner Rede, die er vor einem lediglich zur Hälfte gefüllten Auditorium hielt, mit der Vorstellung auf, der PC sei tot. Diese Einschätzung gründe sich auf einer Fehleinschätzung, ähnlich der, dass das Millennium 2000 begonnen habe. Dass die ganze Welt falsch liege, passiere aber ja nicht zum ersten Mal. Schließlich habe man schon vor sechs Jahren auch AOL für tot erklärt und dann noch einmal begraben, als die ersten freien Internet-Provider auftauchten. "Und Microsoft bringt uns angeblich jedes Jahr um", so Schuler augenzwinkernd.

Auf Analysten dürfe man nach seiner Meinung überhaupt nicht hören: "Wall Street ist wie Las Vegas und Analysten wie Meteorologen". Heute würden aus Dot.Coms Dot.BOMBS gemacht, was ein ebensolcher Blödsinn sei wie die Aussagen, die Analysten vor einigen Jahren getroffen hätten. Sowohl vom Pen-Computer als auch vom Internet-TV habe man damals innerhalb von drei Jahren erwartet, dass sie sich zu Milliarden-Industrien entwickeln.

Dass die Musikindustrie wegen Musik-Tauschbörsen wie Napster nun sterben werde, sei eine Sichtweise, der sich Schuler ebenfalls nicht anschließen wollte: "MP3 bedeutet nicht, dass der Kunde Musik stehlen wolle – er will einfach dieses Format nutzen". Dies könne vielmehr eine Möglichkeit sein, einen neuen, viel größeren Markt zu schaffen – "und AOL ist bereit, der Industrie durch die Zeit der Verwirrung zu helfen", versprach Schuler.

Auf dieser Grundlage präsentierte Schuler sodann AOL als die ideale Plattform der Zukunft, die mit "AOL by Phone", "AOL TV" und dem "AOL Mobile Communicator" überall genutzt werden könne. Dazu stellte er fest, dass der Konsument von heute nicht mehrere E-Mail-Adressen wolle oder seine Dateien überall im Netz ablegen möchte. Der Kunde bevorzuge vielmehr eine E-Mail-Adresse, die bald wichtiger würde als Telefonnummern. In fünf bis zehn Jahren sei in jedem Fernseher ein Computer eingebaut, jedes Haus verwandele sich in ein Netzwerk. Diese Internet-Revolution schließe aber auf jeden Fall den PC mit ein.

Zum Abschluss seiner Rede, die 45 Minuten vor der avancierten Zeit endete, betonte Schuler nochmals die Bedeutung der Fusion zwischen AOL und Time Warner, wobei auf den Leinwänden der Satz "AOL Time Warner is really ready" eingeblendet wurde. Was folgte, war an Peinlichkeit kaum zu überbieten: In einem praktisch inhaltslosen Werbefilmchen mit dem Titel "What is AOL Time Warner?" – in Anlehnung an das Filmzitat "What is The Matrix?" – waren nach dem Motto "Jetzt geht's los" Szenen aus Warner-Filmen zusammengeschnitten worden. Darunter fand sich auch die recht unpassende Szene, in der die Hauptdarsteller des Matrix-Streifens mit Waffen ausgestattet wurden und sich zum Kampf bereitmachen. Ergebnis: Ein einziger Zuschauer spendete dem Werk Applaus. (nij/c't) / (jk)