"Pipi-Prügel-Prinz" wird zum Spielehit

Nach den Moorhühnern legt es jetzt ein regenschirmbewaffneter Prinz mit Blasenschwäche darauf an, in einem simplen, spaßigen Spiel Kultstatus zu erlangen.

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Kaum ist der skandalträchtige Kopf des Welfenhauses, Ernst August Prinz von Hannover, mit seinen Alkohol-, Urinier-, Prügel- und Beschimpfungseskapaden wieder aus den Schlagzeilen der Tagespresse gerutscht, ergötzt sich die Gemeinde der Computerspieler an einem ebenso witzigen wie anspruchslosen Geschicklichkeitsspielchen mit eindeutigem Bezug: Das deutsche Online-Spielemagazin Game-Channel preist unter dem beziehungsreichen Slogan "Pissing in Action" das kostenlose Werbespiel "Pipi-Prügel-Prinz" an, laut Anbieter "das spritzigste Spiel aller Zeiten".

Erst seit rund einer Woche im Netz, hat sich das einfach gestrickte Tastendrückvergnügen bereits zum Hit unter Internet-Usern entwickelt. Über 7700 Einträge in der Highscore-Liste innerhalb weniger Tage sprechen eine deutliche Sprache – der bisherige Rekordhalter will über 3 Millionen Punkte erreicht haben. Die Leistung der Punktemillionäre dürfte jedoch vorrangig in Schummelei bestehen, wie man im einschlägigen Forum erfährt. Die Hannoversche Allgemeine Zeitung spricht bereits von der Ablösung der "Moorhuhnjagd" in deutschen Büros. Gespielt wird entweder online im Browserfenster per Flash-Plug-in oder mit heruntergeladenen Stand-alone-Programmen unter Windows und MacOS.

Den Schauplatz des Spielgeschehens sollen die Herrenhäuser Gärten in Hannover bilden – sie erscheinen im Programm nicht sehr vorbildgetreu als bildschirmgroßer, aus der Vogelperspektive dargestellter Steinplattenparcours mit einigen Raseninseln, durch Bäume, Bänke, Brunnen und Laternen verziert. Der Hauptakteur – jeder weiß, wer gemeint ist, auch wenn sein Name wohlweislich nirgends genannt wird – geht herum und verleibt sich den Inhalt von Bierseideln ein, die auf dem Gelände auftauchen. Nach jeweils zwei Bieren verlangt seine schwache Blase nach Entleerung, und er muss sich vor weiteren Trinkexzessen Erleichterung verschaffen. Wenn er dabei in den Aktionsradius von einem der allgegenwärtigen Journalisten gerät und fotografiert wird, läuft ein Countdown von zehn Sekunden: Gelingt es dem Pipi-Prinzen, den Blitzlichtkünstler mit seinem Schirm in der verbleibenden Frist zu vermöbeln, darf der Spieler weitermachen. Ansonsten gibt es eine peinliche Schlagzeile, und das Spiel endet.

Für alle Aktionen – Bier trinken, urinieren und prügeln – gibt es Punkte. Die reichste Ausbeute verzeichnet derjenige, der sich möglichst oft fotografieren lässt und anschließend immer rechtzeitig losprügelt. Highscores von über 3000 Punkten lassen sich mit etwas Eifer schon auf Anhieb innerhalb einer Viertelstunde erreichen; alles Weitere ist eine reine Zeitfrage. Wenn es um Witz und um die Anspruchslosigkeit des Spielprinzips geht, kann dieser Werbegag des Game-Channels dem beliebten organisierten Moorhuhnsterben durchaus das Wasser reichen – die Zeichen für einen neuen Kult stehen günstig. (psz)