Der X-Faktor

Nach langem Zögern und dem Erfolg der Diavel erteilte die Ducati-Geschäftsführung schon vor geraumer Zeit den Auftrag an die Entwicklungsabteilung, aus dem Muscle-Bike nun doch einen Cruiser zu bauen. Heraus kam jetzt die XDiavel, die endlich ein Cruiser sein darf

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Zweirad
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Von
  • Ingo Gach
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Köln, 26. Januar 2016 – Die Ducati-Manager und die Presseabteilung sträubten sich mit Händen und Füßen gegen das Wort. Cruiser! Nein, die Diavel durfte kein Cruiser sein – obwohl sie faktisch einer war –, denn das würde das Sport-Image der Marke aus Bologna in Frage stellen. Es galt die Prämisse: Nur Menschen mit einem Faible für Racing greifen zu einer Ducati, Cruiser sind was für Softies! So redeten sie sich bei der Präsentation vor fünf Jahren mit dem Begriff „Muscle-Bike“ heraus. Das klang doch gleich viel sportlicher.

Auch wenn einige Experten am Anfang skeptisch waren, verkaufte sich das 162-PS-Bike mit seinem brachialen Schub gut, trotz seines hohen Preises von rund 18.000 Euro für die günstigste Variante. Alleine in Europa fanden innerhalb von fünf Jahren 13.000 Exemplare ihre neuen Besitzer. In den USA waren es rund 5000 Stück, doch gerade im Land der angeblich unbegrenzten Möglichkeiten, erhoffte sich Ducati einen noch größeren Absatz. Amis stehen auf Motorräder mit großem V2 und dicken Auspuffrohren, allein Harley-Davidson verkaufte 2015 auf seinem Heimatmarkt über 140.000 Motorräder. „Da muss für die Diavel doch noch mehr drin sein“, dachte sich die Ducati-Geschäftsführung schon vor geraumer Zeit und erteilte an die Entwicklungsabteilung den Auftrag, aus dem Muscle-Bike nun doch einen Cruiser zu bauen, die XDiavel.

Der X-Faktor (16 Bilder)

Die XDiavel – hier die S-Version – sieht vertraut aus und ist dennoch ganz anders.
(Bild: Ducati (alle))

Aber mit dem Austausch von ein paar Komponenten war es nicht getan, vielmehr entstand ein fast völlig neues Motorrad. Das Ergebnis geriet definitiv hübscher als die ältere Schwester Diavel. Das gewaltige Herz musste natürlich erhalten bleiben, aber diesmal wollte Ducati den V2 nicht verstecken. Was lag da näher als zu einem hübschen Rohrrahmen mit seinen X-förmig gekreuzten Streben zu greifen, der den Motor als tragendes Element integriert und offen zur Schau stellt. Der Auftritt zeigt: dieses hubraumgewaltige Krad könnte jederzeit den Asphalt in Fetzen reißen.

Adäquate akustische Untermalung entströmt dem eng um den Motor geschlungenen Auspuff. Zwischen der Schwingenachse und dem sehr breiten Hinterrad ragen seitlich zwei fette Auspuffrohre. Der Schalldämpfer geriet zwar sehr voluminös, wurde aber geschickt vom Designerteam um Projektleiter Bart Janssen Groesbeek in die Linienführung integriert. Bislang befand sich die Wasserpumpe mit ihren hässlichen Schläuchen oberhalb der Lichtmaschine. Bei der XDiavel fand sie ihren neuen Platz zwischen den Zylindern und fällt nicht mehr unangenehm auf.