Hanser-Verleger sieht Copyright durch das Internet in Gefahr

Michael KrĂĽger, seit 1986 Leiter des Carl Hanser Verlags, fordert einen "Runden Tisch" fĂĽr den Urheberschutz im Internet.

vorlesen Druckansicht 63 Kommentare lesen
Lesezeit: 2 Min.
Von
  • dpa

Michael Krüger, seit 1986 Leiter des renommierten Münchner Carl Hanser Verlags und seit 1981 Herausgeber der Literaturzeitschrift Akzente, fordert einen "Runden Tisch" für den Urheberschutz im Internet. "Das Copyright ist sonst nicht mehr zu halten", befürchtet der 57-jährige Lyriker und Romancier, der zu den engagiertesten und erfolgreichsten Verlegern zeitgenössischer Literatur im deutschsprachigen Raum zählt. Schon heute sei es nicht mehr möglich zu prüfen, wer alles weltweit gegen den Schutz geistigen Eigentums verstößt.

"Das Kind muss erst in den Brunnen fallen, bevor etwas passiert", kritisierte Krüger, der am Dienstag mit dem Kulturellen Ehrenpreis der Stadt München ausgezeichnet wurde, in einem Gespräch mit dpa. "Es gibt viele betroffene Autoren und Künstler, die darüber sehr wütend sind." Vor allem die Politik habe sich bisher kaum zu Wort gemeldet. "Auch im Internet muss es endlich eine Rechtssicherheit geben, auf die sich die Leute berufen können", forderte Krüger, dessen jüngster Roman Die Cellospielerin im Herbst vergangenen Jahres im Suhrkamp Verlag erschienen ist.

Große Hoffnungen setzt Krüger auf den neuen Staatsminister und Beauftragten der Bundesregierung für Kultur, Julian Nida-Rümelin, mit dem er in München gut zusammengearbeitet habe. Der Philosophie-Professor und SPD-Politiker war zuvor zwei Jahre Kulturreferent in München. "Dieses Thema muss endlich öffentlich diskutiert werden", betonte Krüger. "Sonst wird der Raub geistigen Eigentums zum Gewohnheitsrecht". Wie bei der Buchpreisbindung müsse die Politik endlich "aufwachen" und aktiv werden. Von Nida-Rümelin erwarte er dazu eine bundesweite Initiative in Form eines "Runden Tisches".

Scharfe Kritik übte Krüger an der Verlagsgruppe Bertelsmann, die seit dem vergangenen Jahr mit der Internet-Musik-Plattform Napster kooperiert und im Erfolgsfall bei ihr einsteigen will. "Der Kauf wird mit dem Ende des Urheberschutzes belohnt." Bertelsmann will aus der kostenlosen Musiktauschbörse ein Abonnentenmodell machen. Da die meisten der ausgetauschten Musikstücke durch Urheberrechte geschützt sind, hat die Musikindustrie Napster mit Klagen überzogen. "Wir können nicht auf das Ende eines Musterprozesses warten", sagte Krüger. "Gegen die weltweite Verletzung des Copyrights muss jetzt vorgegangen werden." (dpa) / (jk)