Grauzone im Internet: Individuelle Preise heftig umstritten

Beim Einkauf im Internet befürchten manche Kunden individuelle Zuschläge. Verbraucherschützer fordern mehr Transparenz. Die Unternehmen lehnen Eingriffe ab.

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Grauzone im Internet: Individuelle Preise heftig umstritten

(Bild: c't)

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Von
  • dpa

Kundenärgernis oder erfolgreiche Marketingstrategie? Individualisierte Preise im Internet sind bei Verbraucherschützern zunehmend in der Kritik. Eine Forderung des Grünen NRW-Verbraucherminister Johannes Remmel sorgt nun für Diskussion. Remmel hatte angekündigt, schärfere Gesetze gegen diese Praxis prüfen zu wollen. Die Unternehmen lehnten Eingriffe der Politik ab.

In den vergangenen Jahren habe es immer wieder Berichte und Beschwerden von Verbrauchern über Preisdiskriminierungen beim Online-Shoppen gegeben, hieß es am Montag aus dem NRW-Ministerium. Dabei sei es etwa um Preiszuschläge für Nutzer bestimmter Geräte, für Bewohner teurer Wohnviertel oder für bestimmte Nationalitäten gegangen.

Johannes Remmel

(Bild: Land NRW / R. Sondermann)

"Das Ausmaß ist nicht bekannt. Es gibt aber immer wieder Einzelfälle, die ans Tageslicht kommen, etwa bei Pauschalreisen. Wie Preise zustande kommen, ist häufig eine Art Geschäftsgeheimnis", stellte Miika Blinn vom Verbraucherzentrale Bundesverband in Berlin fest.

Individuelle Preise seien zwar nicht illegal, von dieser Praxis profitiere jedoch zunächst der Anbieter, weil finanziell bessergestellte Kunden oft bereit seien mehr zu zahlen, erläuterte Blinn. Für die Kunden forderte der Verbraucherschützer vor allem mehr Transparenz. Die Unternehmen sollten offenlegen, welche personenbezogenen Daten in die Berechnung eingingen. Verbrauchern rät der Experte, mehrere verschiedene Preissuchmaschinen zu nutzen.

Der Präsident des Bundesverbandes Onlinehandel, Oliver Prothmann, wies die Kritik zurück. "Ich sehe keine Notwendigkeit für die Politik einzugreifen", sagte er. Dynamische Preise habe es im Handel schon immer gegeben. "Das Besondere am Onlinehandel ist, dass wir eine extreme Transparenz haben", erklärte Prothmann.

So seien etwa beim Einkauf von Elektronik-Produkten oft stündliche Preisänderungen zu beobachten. Von einer Individualisierung der Preise könne zudem auch der Kunde profitieren, wenn ihm dadurch etwa die Möglichkeit zum Handeln eröffnet werde. Es könne jedoch sinnvoll sein, gegen möglichen Missbrauch mit der Preisbildung vorzugehen. (anw)