Jaguar Land Rover: Durchschaute Fahrer könnten autonome Autos eher akzeptieren

Jaguar will zusammen mit Bosch und der britischen Regierung das Verhalten menschlicher Fahrer ergründen, um dem autonomen Auto das "Roboterhafte" abzugewöhnen.

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Jaguar Land Rover: Durchschaute Fahrer könnten autonome Autos eher akzeptieren

(Bild: Jaguar Land Rover)

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Auf dem Weg zum autonomen Auto will sich Jaguar Land Rover zunächst einmal auf den heutigen Fahrer und sein Verhalten konzentrieren. Um die Selbstfahrtechnik schmackhaft zu machen, sei das sehr notwendig, beteuert Wolfgang Epple, Entwicklungschef des britischen Autoherstellers. Sein Unternehmen will den Fahrer gewissermaßen durchschauen, herausfinden, wie er auf diverse dynamische und zufällige Situationen reagiert, damit die Fahrweise eines autonomen Autos daran ausgerichtet werden kann. Wenn es nicht "roboterhaft" fahren würde, hätten die Menschen hinterm Lenkrad mehr Vertrauen und neigten weniger dazu, in manchen Situationen einzugreifen, nehmen die Entwickler an.

Vor diesem Hintergrund investiert Jaguar Land Rover in ein umgerechnet knapp 7,3 Millionen Euro umfassendes Projekt des deutschen Autozulieferers Bosch namens Move-UK. Unterstützt von der britischen Regierung sollen drei Jahre lang Bedienstete des Londoner Stadtbezirks Greenwich mit Autos von Jaguar Land Rover herumfahren; ihr Verhalten soll dabei von Sensoren aufgezeichnet werden. Die Forscher interessiert dabei, wie unterschiedlich verschiedene Fahrer auf ähnliche Situationen reagieren, zum Beispiel bei starkem Verkehr, schlechtem Wetter oder an Baustellen.

Die gesammelten Daten sollen Aufschlüsse darüber bieten, wie Fahrer sich entscheiden, vor allem wenn sie sich in komplexen und belastenden Situationen befinden, zum Beispiel wenn sich von hinten ein Fahrzeug mit Blaulicht nähert. Doch nicht nur um dem autonomen Auto eine "menschliche Fahrweise" beizubringen sind die Daten interessant, auch Versicherer wollen daraus für sich Erkenntnisse für ihre Richtlinien und Tarife schöpfen

Denkbar wäre dabei, dass ein autonomes Auto sein Reaktionsverhalten jeweils auf die Person einstellen kann, die den Platz hinterm Lenkrad einnimmt. Das Unternehmen arbeitet nämlich seit zwei Jahren auch an einem "lernenden Auto", das sich die Gewohnheiten, Vorlieben und Routinen verschiedener Personen merken kann. Voriges Jahr zeigte der Autohersteller, wie sich ein Land Rover mit einem Smartphone fernsteuern lässt.

Aktuell beteiligt sich Jaguar Land Rover auch an einem Projekt, bei dem auf einer präparierten öffentlichen Straße von 66 km um die englischen Städte Coventry und Solihull vernetzte und autonome Autos getestet werden sollen. Mit Hilfe einer Flotte von einhundert Autos sollen unter anderem Techniken erprobt werden, mit denen Autos untereinander und mit Einrichtungen der Infrastruktur möglichst schnell kommunizieren können. Auch könnten Fahrer oder autonome Autos vor Gefahren gewarnt werden, bevor sie in Sichtweite kommen. (anw)