Elektroautos: Forscher der TU Dresden finden Argumente für Kaufprämie

Eine Kaufprämie für Elektroautos wäre nach Meinung von Forschern der TU Dresden nachhaltiger als die Abwrackprämie von 2009.

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Elektroautos: Forscher der TU Dresden finden Argumente für Kaufprämie

(Bild: TU Dresden)

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Kaufprämien für Elektroautos würden die Nachfrage deutlich steigern, da die Zielgruppe erweitert würde. Zu diesem Ergebnis kommen Wissenschaftler der TU Dresden nach einer Umfrage unter Fahrern von E-Autos in Deutschland, europäischen Ländern sowie Nordamerika. "International werden finanzielle und strukturelle Förderanreize als wichtiges Argument im Kaufentscheidungsprozess gesehen, wohingegen in Deutschland gegenwärtig die persönliche Motivation am wichtigsten ist", erläutert Studienleiter René Pessier eines der Ergebnisse. Für die Studie der TU-Dresden wurden 685 Personen befragt, davon 331 in Deutschland.

Förderanreize wie zum Beispiel in Norwegen verkürzten den Zeitraum zwischen erstmaliger Beschäftigung mit dem Thema Elektromobilität und dem Kauf des Fahrzeugs. 50 Prozent der international Befragten haben sich innerhalb von drei Monaten nach erstmaliger Auseinandersetzung mit dem Thema ein Elektroauto gekauft, in Deutschland waren es 20 Prozent.

Diese Modelle wurden von den Befragten gefahren

(Bild: TU Dresden)

Eine Fördersumme von beispielsweise 300 Millionen Euro und eine Kaufprämie von 5000 Euro würden 60.000 neue Fahrzeuge im Markt bedeuten, rechnen die Forscher vor. Das würde bedeuten, dass der Bestand an Elektroautos in Deutschland verdreifacht würde. Auch wären deutlichere Effekte als durch das Konjunkturpaket II aus dem Jahr 2009 zu erwarten. Eines seiner Bestandteil war die Abwrackprämie. Das Paket sei erheblich größer gewesen und habe sich nicht langfristig und marktetablierend ausgewirkt.

Allerdings würde eine Kaufprämie nur eine Beschleunigung bedeuten, wenden die Forscher ein. Vor allem müssten bestehende Defizite ausgeräumt werden. Dazu zählen die Forscher die Ladeinfrastruktur, die auch von zwei Drittel der Befragten bemängelt werde. Im internationalen Vergleich erreiche diese in Deutschland nur unterdurchschnittliche Zufriedenheitswerte. "Elektromobilität kann nur als Ökosystem aus Fahrzeug, Ladeinfrastruktur und integrierter Informationsbereitstellung funktionieren. Bestenfalls aus einer Hand, dies zeigen Ansätze einiger Hersteller deutlich", meint der Dresdner Forscher Armin Raupbach.

Im Mittelwert beurteilten die E-Autofahrer ihr Fahrzeug mit 6,6 auf einer Skala von 1 (sehr unzufrieden) bis 7 (sehr zufrieden). Bei der Ladedauer schneiden deutsche Fahrzeuge wie der E-Up schlechter ab als internationale Autos. Die erreichte durchschnittliche Reichweite betrug 165,5 km, während sich die Fahrer im Durchschnitt 284 km wünschten.

Die Bundesregierung hatte die Kaufprämie für E-Autos jahrelang abgelehnt. Verstärkt ins Spiel gebracht wurde sie im Sommer 2015 durch den Bundesrat. Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) ist weiterhin erklärter Gegner einer Prämie und geriet deshalb in das Visier des niedersächsischen Wirtschaftsministers Olaf Lies (SPD).

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(anw)