Ausstellung Elektromobilität: Das Rennen gegen die fossil betriebene "Reiselimousine"

Das Projekt "Elektroautos" kommt in Deutschland nur schleppend voran. Eine Ausstellung in Oberhausen stellt die über 100 Jahre lange Konkurrenz des Elektromobils mit der fossil betriebenen "Reiselimousine" vor.

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Ausstellung Elektromobilität: Das Rennen gegen die fossil betriebene "Reiselimousine"
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Bis zum Jahr 2020 sollen eine Million Elektroautos auf Deutschlands Straßen unterwegs sein – das Ziel hat die Bundesregierung zumindest vor sechs Jahren ausgegeben. Bislang gibt es bundesweit allerdings erst etwa 30.000 rein elektrische und etwas mehr als 100.000 hybrid-angetriebene Autos. Viel Arbeit für die Politik. Arbeit, zu der eine neue Ausstellung in Oberhausen einen Beitrag leisten möchte: Von diesem Donnerstag an widmet sich die Schau unter dem Titel "Aufgeladen! Elektromobilität zwischen Wunsch und Wirklichkeit" der Geschichte des Fahrens mit Strom ebenso wie den Chancen dieser Alternative.

Das LVR-Industriemuseum zeigt rund 100 Exponate und Texte zur über 100-jährigen Geschichte batterieelektrischer Fahrzeuge. Die Ausstellung im Museum Zinkfabrik Altenberg stehe ihrem Thema Elektromobilität "durchaus sehr sympathisch gegenüber", sagt Bettina Gundler, die die Sammlung bereits 2012 für das Deutsche Museum in München kuratiert hat. Sie sei aber auch "sensibilisiert, was Möglichkeiten des Scheiterns angeht".

Aufgeladen! (5 Bilder)

Mit 1,5 PS, 19 km/h und 68 Kilometer noch nicht ganz ein Tesla: das Elektroautomobil "Runabout" von 1903. (Bild: Ruhr Museum)

Deutlich wird unter anderem, dass die Geschichte des Elektromobils schon 1881 begann – vor der des Verbrennungsmotors. Um 1900 sollen Elektromobile einen Anteil von 30 Prozent am US-Automobil-Markt ausgemacht haben. Das Rennen der Antriebsarten lief zunächst ergebnisoffen.

Der freie Kurator Klaus Pirke aus Bochum hat "Aufgeladen!" um Exponate mit NRW-Bezug ergänzt. Dazu gehört das Londoner Elektromobil "Runabout" von 1903, ausgeliehen vom Energiekonzern RWE – es soll mit 1,5 PS und 19 Stundenkilometern Höchstgeschwindigkeit eine Reichweite von 68 Kilometern erreicht haben. Auch der Prototyp "Citystromer" (vermutlich Jahrgang 1986) ist zu sehen. Dieses nur in Kleinserien gefertigte Modell auf Basis des VW Golf II hatten Energieversorger wie RWE in der Fahrzeugflotte.

"Material gewordene Beispiele" der Ingenieurskunst seien dies, sagt Museumsleiter Burkhard Zeppenfeld. Dennoch lautet die Lehre der Ausstellung: Es ist schon zweimal schiefgegangen, in der weltkriegsgeschüttelten ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts und in den 1970ern und 1980ern. Auf einer der Schautafeln heißt es daher auch: "Die Rahmenbedingungen ändern sich. Gelingt der Durchbruch diesmal?"

Elektroautos in Deutschland (70 Bilder)

Volkswagen liefert seit September 2020 mit dem ID.3 den ersten Elektro-Pkw seiner Großoffensive auf dem E-Sektor aus.
(Bild: heise Autos)

Hier greift die Zukunftssektion der Ausstellung, die das Deutsche Museum verantwortet: Sie zeigt Mobilitätskonzepte von Städten wie Wien oder Amsterdam, sie malt das E-Mobil als Energiereserve im intelligenten Stromnetz der Zukunft aus und gibt sich insgesamt technikenthusiastisch. Die These: E-Mobilität könnte unser Denken von Fortbewegung revolutionieren, wenn sie gelingt.

1971 sah RWE schon einmal die mobile Revolution. Öffentlichkeitswirksam ging der Energieversorger in einer Zeitung davon aus, es werde "1980 schon eine Million Elektroautos" geben. Dafür hat es damals dann doch nicht gereicht.

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(axk)