Apple: US-Ermittler selbst schuld an Problem mit Terroristen-iPhone

Die Position von Apple-Chef Tim Cook, der dem FBI aus Sorge um die Datensicherheit nicht beim Knacken des iPhones eines mutmaßlichen Terroristen helfen will, schlägt hohe Wellen in den USA. Donald Trump bringt einen Boykott ins Gespräch.

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Keine Verwackler

(Bild: dpa, Andrea Warnecke)

Lesezeit: 3 Min.

In der Kraftprobe mit der US-Regierung um das Entsperren von iPhones wirft Apple den Behörden vor, sie hätten sich mit einem ungeschickten Vorgehen selbst in eine Sackgasse gebracht. Der Konzern habe Ermittlern vier Wege vorgeschlagen, wie man Zugang zu Informationen im Telefon eines der Attentäter von San Bernardino bekommen könnte, auch ohne das Passwort zu knacken, sagten ranghohe Apple-Mitarbeiter in einer Telefonkonferenz mit US-Journalisten am späten Freitag.

Apple vs. FBI: Streit über iPhone-Entsperrung

Eine der Ideen sei gewesen, es mit einem bekannten WLAN zu verbinden und eine Sicherung der Daten im Online-Speicherdienst iCloud auszulösen. Dabei sei jedoch entdeckt worden, dass jemand das Passwort der dazugehörigen Apple-ID geändert habe, und zwar als das iPhone bereits in der Hand der Behörden war, berichtete unter anderem die Website Buzzfeed. Damit sei dieser Weg verbaut worden.

Jetzt verlangen die Behörden von Apple Unterstützung beim Aushebeln der Verschlüsselung des iPhone; eine Richterin wies den Konzern an, die Forderungen zu erfüllen. Unter anderem soll Apple per Software-Eingriff die Funktion abschalten, die alle Daten löscht, wenn zehn Mal ein falsches Passwort eingegeben wird. Apple sperrt sich dagegen und erklärt, eine solche Software überhaupt zu entwickeln, würde die Sicherheit für alle schwächen.

Am Freitag stützte das US-Justizministerium mit einem eigenen Antrag beim Gericht die Forderungen der Bundespolizei FBI. In dem Papier steht, das Passwort der Apple-ID sei in der Gesundheitsbehörde von San Bernardino geändert worden, der das vom Attentäter Syed Rizwan Farook genutzte iPhone gehörte. Er hatte gemeinsam mit seiner Frau im Dezember 14 Menschen erschossen. Das Paar, das die Terrororganisation Islamischer Staat (IS) unterstützt haben soll, starb im Gefecht mit der Polizei.

Mittlerweile spitzt sich der Konflikt um die Weigerung von Apple, US-Behörden beim Entsperren des iPhones eines toten Attentäters zu helfen, weiter zu. Der republikanische Präsidentschaftsbewerber Donald Trump rief zum Boykott von Apple auf, bis der Konzern einlenke.

"Boykottiert Apple, bis sie das Passwort rausrücken", sagte Trump bei einer Wahlkampfveranstaltung in South Carolina. Apple-Chef Tim Cook mache daraus "eine große Nummer, wahrscheinlich um zu zeigen, wie liberal er ist". Unter manchen Tweets, die Trump von seinem Twitter-Profil sendet, findet sich allerdings der Hinweis, er setze dafür ein iPhone ein. Der 69-Jährige stellte aber rasch klar: "Ich nutze sowohl Apple als auch Samsung. Wenn Apple die Info über die Terroristen nicht an die Behörden gibt, werde ich nur noch Samsung nutzen, bis sie die Info rausgeben." (wre)