Hoffnung aufs Elektrojahrzehnt

Eine aktuelle Analyse der Akkukosten legt nahe, dass E-Autos in den kommenden Jahren signifikant an Marktanteilen gewinnen könnten – schon allein, weil sie in absehbarer Zeit wirtschaftlicher sein dürften als Benziner.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 69 Kommentare lesen
Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Mike Orcutt

Eine aktuelle Analyse der Akkukosten legt nahe, dass E-Autos in den kommenden Jahren signifikant an Marktanteilen gewinnen könnten – schon allein, weil sie in absehbarer Zeit wirtschaftlicher sein dürften als Benziner.

Es ist ein alter Traum: E-Autos werden so preiswert, dass sie in Anschaffung und Betrieb mit Verbrennern gleichziehen. Tritt eine Vorhersage ein, die die Finanzanalyse-Firma Bloomberg New Energy Finance (BNEF) in einem aktuellen Bericht aufstellt, könnte es schneller soweit sein als bislang angenommen. Demnach werden die Preise für Batterien im kommenden Jahrzehnt so stark sinken, dass Stromer wirtschaftlicher sind als Benziner und Dieselfahrzeuge – und zwar in den meisten Ländern der Erde.

Das wiederum könnte dazu führen, dass ihre Marktanteile deutlich steigen. Wann genau es soweit ist, kann aber niemand sagen, dafür sind die Märkte zu unvorhersehbar. Und es reicht nicht aus, dass nur die Kosten für Batteriesysteme sinken. Der Ölpreis, der aktuell im Keller ist, hat signifikanten Einfluss.

Bei der Organisation der erdölexportierenden Länder (OPEC) glaubt man nicht an den Durchbruch bei den Stromern. Erst im Dezember erklärte sie, ohne einen technischen Durchbruch würden die E-Autos in absehbarer Zeit keine größere Bedeutung haben. Die aktuellen Zahlen sprechen für diese Einschätzung: Auf den globalen Automarkt gerechnet, machen Elektrofahrzeuge derzeit weniger als ein Prozent aus.

Die BNEF-Analyse fällt da deutlich optimistischer aus. Sie rechnet bis 2040 mit 35 Prozent Marktanteil der Stromer bei den Neuwagen. Die positive Vorhersage basiert vor allem auf der Tatsache, wie schnell die Preise für Lithium-Ionen-Akkus sinken. Sie sind seit 2010 um 65 Prozent gefallen, inzwischen liegen die Kosten pro Kilowattstunde bei 350 US-Dollar. Setzt sich der Trend fort, dürften Elektrofahrzeuge auch ohne Subventionierung durch den Staat in sechs Jahren im Kostenwettbewerb mit vergleichbaren Benzinern gleichziehen. BNEF rechnet damit, dass die Kosten bis 2030 auf 120 Dollar pro Kilowattstunde fallen.

Allein sind die Analysten mit dieser Einschätzung nicht. Im vergangenen Jahr kamen die Forscher Björn Nykvist und Måns Nilsson in einer Studie zu einem ähnlichen Ergebnis. Ihnen zufolge fallen die Akkukosten noch schneller als vor wenigen Jahren vorhergesagt. Sie kommen zu dem Schluss, dass 230 Dollar pro Kilowattstunde bereits 2017 realistisch sind – und bei Erreichen von 150 Dollar ein "Paradigmenwechsel in der Fahrzeugtechnologie" zu erwarten sei.

2015 nahmen die Verkäufe bei den Stromern um 60 Prozent zu. Sollte sich dieser Trend fortsetzen und die Akkupreise weiter so schnell fallen, könnte das Jahrzehnt ab 2020 tatsächlich ein Schock für die globale Ölindustrie werden. Angeschlagen ist die aufgrund der stark gesunkenen Ölpreise sowieso schon. ()