Ericsson machts Nokia nach - bei den Ergebnissen
Ericsson hat genauso wie schon sein Konkurrent Nokia einen sehr guten Quartalsbericht vorgelegt - die Kurse fallen trotzdem weiter.
Der schwedische Telekommunikationsausrüster und Handyhersteller Ericsson hat genauso wie schon sein Konkurrent Nokia einen sehr guten Geschäftsbericht vorgelegt. Obwohl dies viele Analysten von der schwedischen Firma nicht anders erwartet hatten, verloren ihre Wertpapiere an den internationalen Börsen im Vorfeld der Berichterstattung ordentlich an Wert – warum auch immer. Doch damit nicht genug: Nach der Veröffentlichung des Quartalsberichts sackte der Kurs von Ericsson an der Börse in Stockholm vom einem Vortagsschluss bei 150,5 Schwedischen Kronen auf 135 Schwedische Kronen ab, erholte sich aber gegen Mittag wieder leicht und pendelte sich um 140 Schwedische Kronen ein. Der neuerliche Einbruch hängt vermutlich mit einer Reduzierung der Umsatzprognosen für das laufende Jahr zusammen: Hatte Ericsson bislang mit einem Umsatzplus über 25 Prozent gerechnet, erwartet das Unternehmen jetzt nur noch eine Steigerung von etwa 25 Prozent. Auch die Erwartungen an die Gewinnmarge des operativen Geschäfts korrigierte der Konzern um drei bis vier Punkte auf sechs bis sieben Prozent nach unten.
Mit einem Vorsteuergewinn von 5,5 Milliarden Schwedischen Kronen – umgerechnet sind das rund 650 Millionen Euro – konnte der Hersteller sein Ergebnis aus dem dritten Quartal 1999 um 50 Prozent steigern; in den ersten neuen Monaten dieses Jahres ging der Gewinn vor Steuern sogar um rund 200 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum auf 24,1 Milliarden Schwedische Kronen, also rund 2,83 Milliarden Euro, nach oben. Die Vorsteuergewinne aus dem operativen Geschäft liegen allerdings etwas niedriger: Im dritten Quartal 2000 betrugen sie 4,1 Milliarden Schwedische Kronen oder rund 480 Millionen Euro, in den ersten neun Monaten 16,8 Milliarden Schwedische Kronen oder 1,98 Milliarden Euro.
Der Umsatz des Konzerns stieg im dritten Quartal um 37 Prozent gegenĂĽber dem Vorjahreszeitraum auf 67,3 Milliarden Schwedische Kronen (7,91 Milliarden Euro), in den ersten neuen Monaten stieg er um 35 Prozent auf 191,5 Milliarden Schwedische Kronen (22,51 Milliarden Euro).
Wie erwartet machte Ericsson seinen Gewinn vor allem im Geschäft mit Netzwerktechnik. Nach eigenen Angaben haben 15 von 20 Telekommunikationsunternehmen, die in den Aufbau von UMTS-Netzen investieren wollen, Ericsson als Lieferanten gewählt. Erst heute gab das Unternehmen bekannt, dass beispielsweise auch Mobilcom bei Ericsson geordert hat. Mobilcom hatte schon vor eine Woche bekannt gegeben, mit einem "weltweit führenden" Hersteller eine Liefervereinbarung mit einem Volumen von 1,6 Milliarden Euro abgeschlossen zu haben, nannte allerdings den Namen des beauftragten Unternehmens noch nicht.
Die Handy-Sparte war allerdings wie schon im zurückliegenden Quartal nicht profitabel: Mit einem Minus von 5,9 Milliarden Schwedischen Kronen (690 Millionen Euro) in den ersten drei Quartalen des Geschäftsjahrs 2000 verlor das Unternehmen über das Achtfache bis Neunfache des Vorjahreszeitraums. Ericsson hat deshalb ein Restrukturierungsprogramm angekündigt, mit dem der Konzern im Handy-Bereich massiv Kosten sparen möchte. Dies will man vor allem durch Auslagerung der Produktion in Billiglohnländer erreichen.
Allerdings ist die Handy-Sparte für Ericsson eher zweitrangig, wie im Umfeld des Unternehmens hieß. Primär sei das Geschäft mit der Infrastruktur – und wenn in diesem Bereich die Zahlen stimmen, sieht sich der Konzern in seiner Strategie bestätigt. (chr)