Fernsehfee geht an die Börse
Die Koblenzer TC Unterhaltungstechnik AG, deren Hauptprodukt der von den Fernsehanstalten heftig bekämpfte Werbeblocker "Fernsehfee" ist, läßt sich von der Frankfurter BAV Börsenmakler GmbH an die Börse bringen.
Die Koblenzer TC Unterhaltungstechnik AG, deren Hauptprodukt die von den Fernsehanstalten heftig bekämpfte Fernsehfee ist, läßt sich von der Frankfurter BAV Börsenmakler GmbH an die Börse bringen. Am 12.September beginnt die Auszeichnungsfrist für rund 350 000 Aktien zum Festpreis von 13,50 Euro. Der Verkaufsprospekt soll umgehend verfügbar sein, das einzige Kriterium, das noch für eine Empfehlung durch die IPO-Norm fehlt.
Eines der wichtigsten Features der Fernsehfee ist die automatische Werbeausblendung etwa beim Aufnehmen auf Video-Recorder, ein Feature, das naturgemäß auf wenig Gegenliebe bei den privaten Fernsehanstalten stößt. Daher wurde die Fernsehfee mit Klagen von RTL, Sat1 und Vox überhäuft und der Vertrieb mußte vorerst eingestellt werden. In ihrer Konfliktbilanz berichtet die Koblenzer Firma von Drohanrufen aber auch von einem Einbruch in ihrem Sendestudio, von zerstochenen Reifen des Anwalts und einem manipulierten Reifen des Vorstandsvorsitzenden, was zu einem schweren Unfall führte.
Alle Klagen gegen die Fernsehfee wurden jedoch bislang vom OLG Frankfurt und dem Berliner Landgericht weitgehend abgewiesen. Die lautstarke Androhung von SAT1, notfalls auch vor den Bundesgerichthof zu ziehen, ließ der Sender durch einen Verzicht auf Berufung im Januar 2000 stiekum fallen. RTL erwirkte zwischenzeitlich ein Urteil, dass es der Fernsehfee lediglich verbietet, während der Werbung auf einen Konkurrenzsender umzuschalten, Abschalten ist hingegen erlaubt. Die Berufungsverhandlung soll im August 2001 stattfinden, doch hat das OLG Frankfurt schon mangelnde Erfolgsaussicht für RTL angekündigt und den Verkaufsstopp für die Fernsehfee wieder aufgehoben. TC Unterhaltungstechnik will im November den Vertrieb der Geräte (Settop-Box "Ibox" oder SAT-Receiver mit integrierter Fernsehfee) wieder aufnehmen und den vollen Service – mit den Programminformationen via UKW/RDS – Anfang Januar 2001 bereitstellen. Die Settopboxen (inklusive UKW-Radio mit RDS-Ausgaben via Fernsehschirm) kosten einmalig zwischen 300 und 400 Mark und der Programm- und Werbeausblendeservice vier Mark pro Monat. (as)