Street view

Straßenbelag sieht für menschliche Augen eintönig aus, nicht aber für den Computer. Ein Systems namens Ranger kann Bodenfotos einem exakten Standort zuordnen und so ein KFZ während der Fahrt einweisen

vorlesen Druckansicht 18 Kommentare lesen
Lesezeit: 4 Min.
Inhaltsverzeichnis

Selbstfahrende Autos könnten sich in Zukunft am Straßenbelag orientieren, wenn GPS nicht zur Verfügung steht. Forscher des Southwest Research Institute (SwRI) haben ein System namens Ranger entwickelt, das im Fahren den Straßenboden fotografiert und beim nächsten Mal wiedererkennt. Es besteht aus einer Kamera samt Leuchtdioden am Unterboden des Fahrzeugs, und einem Computer. Ranger wurde diese Woche auf der Drohnenmesse Xponential in New Orleans ausgestellt. "GPS ist die Achillesferse [autonomer Fahrzeuge]", sagte Ryan D. Lamm im Gespräch mit heise online, "Wir wollten einen anderen Zugang finden."

Lamm leitet am SwRI die Forschungsabteilung für angewandte Sensorik. Unter seiner Ägide haben die Forscher Kristopher Kozak und Marc Alban den Ranger entwickelt und die passenden Algorithmen gefunden. In Testfahrten verschiedener selbstfahrender Autos mit deaktiviertem GPS konnte Ranger die Fahrzeuge mit einer Genauigkeit von zwei Zentimetern steuern. Das ist gemessen in Fahrtrichtung; quer zur Fahrtrichtung ist die Schwankungsbreite höher.

Street view (3 Bilder)

KFZ-Unterboden mit aktiviertem Ranger
(Bild: SwRI)

Das System ist erstaunlich robust. Es funktioniert selbst bei Regenwassertiefen von bis zu fünf Zentimetern, oder wenn Blätter oder Schnee die Fahrbahn bis zu 70 Prozent abdecken. Der Boden mag aus Asphalt, Beton oder Pflastersteinen sein, und auch unbefestigte Straßen ("dirt roads") sind kein Problem, solange sie nicht schlammig sind. Als Höchstgeschwindigkeit für eine ausreichend flotte Ortsbestimmung geben die Forscher 130 km/h an.

Bei der erstmaligen Erfassung des Straßenbelags machen die Kameras 60 Bilder pro Sekunde. Im Ranger gespeichert werden aber nicht die kompletten Bilder, sondern nur als bedeutend eingestufte Merkmale. Dafür reicht etwa ein MByte Speicherplatz pro Kilometer und Fahrspur. Beim Dauereinsatz für Wiedererkennung und Ortung macht Ranger zehn Bilder pro Sekunde.

Weil einheitliche Beleuchtung die Erkennungsrate deutlich erhöht, leuchten LEDs den Straßenboden aus. Sie ziehen im Schnitt zehn Watt. "Die Beleuchtung macht den größten Teil des Energieverbrauchs aus", erzählte Lamm. Im Prototyp rechnet zwar eine Intel-i7-CPU, aber: "Das braucht es nicht. Das Ziel ist, eine Mobile-CPU oder -GPU zu verwenden, oder das überhaupt dem Bordcomputer des Fahrzeugs zu überlassen."