AOL strebt in den Äther
Durch Kooperationen mit Mobilfunkfirmen will AOL den Zugang zu seinen Angeboten auch von drahtlosen Geräten aus sicherstellen.
Mit der zunehmenden Bedeutung des Mobilfunks müssen sich auch die Online-Dienste mehr Gedanken darüber machen, wie sie ihre Inhalte an die Benutzer bringen wollen, wenn diese sich nicht mehr über eine Festnetzleitung bei ihnen einwählen. Während dieses Problem wegen der geringen Brandbreite des aktuellen Mobilfunkstandards – im normalen GSM-Netz ist eine Datenübertragung mit maximal 9600 Bit/s möglich – noch von eher theoretischer Natur war, gewinnt es durch paketorientierte Übertragungstechniken wie GPRS oder EDGE und den neuen Mobilfunkstandard UMTS große Brisanz.
Theoretisch sind mit GPRS Übertragungsraten bis zu 171,2 kBit/s, mit EDGE bis zu 384 kBit/s und mit UMTS sogar bis zu zwei MBit/s möglich. Zwar werden die praktisch erreichbaren Raten sehr viel niedriger liegen, aber auch die minimale Übertragungsrate von UMTS liegt mit 144 kBit/s immer noch über der Rate, die bei Kanalbündelung mit einem ISDN-Anschluss erreichbar ist. In Zukunft stellt UMTS daher auf jeden Fall eine Alternative zum festnetzgebundenen Internetzugang dar.
Genauso wie andere Online-Dienste hat auch AOL dieses Problem erkannt. Anders aber als beispielsweise T-Online steht AOL nicht ein großer Mobilfunkanbieter zur Seite, mit dem man eine Partnerschaft ausklüngeln könnte. So muss sich AOL auf dem freien Markt umsehen und große Summen in Kooperationen mit Mobilfunkanbietern investieren.
Erst Mitte Juni hat der Online-Dienst eine Zusammenarbeit mit der Mobilfunkabteilung des US-amerikanischen Telekommunikationskonzerns AT&T angekündigt und einige Tage später auch eine Abmachungen mit dem japanischen Mobilfunkanbieter NTT DoCoMo getroffen. Gerade gestern erst hat AOL eine weitere Partnerschafts-Vereinbarung bekannt gegeben, diesmal mit dem Dienstleister OmniSky, an dem der Online-Dienst dafür im Gegenzug eine Minderheitsbeteiligung erwirbt. Der Dienst von OmniSky ist auf den Palm V zugeschnitten und bietet seinen Kunden die Möglichkeit, auf Internet- und Intranet-Inhalte zuzugreifen, E-Mails zu verschicken und zu empfangen sowie Termindatenbanken zu nutzen.
AOL verspricht sich von den Investitionen in diese Kooperationen eine Steigerung der Attraktivität des eigenen Angebots für seine Kunden und hofft natürlich darauf, dass auch Kunden der Mobilfunkanbieter auf das AOL-Angebot zurückgreifen. Durch die avisierte Fusion mit Time Warner und die weltweite Kooperation mit Bertelsmann fehlt es dem Online-Dienst wahrlich nicht an Inhaltslieferanten, aber auch die richtige Infrastruktur zur Distribution der Inhalte stellt sich immer mehr als entscheidendes Kriterium für Erfolg oder Misserfolg im internationalen Buhlen um die Gunst der Verbraucher heraus. (chr)