Amazons Datenschutzpolitik unter Beschuss
Der Online-Händler Amazon ist von Datenschützern beschuldigt worden, das Vertrauen seiner Kunden missbraucht zu haben.
Der Online-Händler Amazon ist von Datenschützern beschuldigt worden, das Vertrauen seiner Kunden missbraucht zu haben, indem Amazons Datenschutzrichtlinie verwässert wurde. Mit diesem Streit sind nun das Electronic Privacy Information Center (EPIC) und Junkbusters vor die Federal Trade Commission gezogen. Beide Organisationen arbeiteten früher sogar mit Amazon zusammen, hatten ihre Beziehungen zu dem Online-Shop aber Mitte September dieses Jahres abgebrochen.
Die alte Datenschutzerklärung von Amazon hatte den Kunden versichert, ihre Daten "unter keinen Umständen" Dritten zugänglich zu machen. Die neue Richtlinie gibt Amazon beispielsweise das Recht, Kundendaten konzernintern an Dritte weiterzugeben; sie weist zudem darauf hin, dass sie künftig als Betriebsvermögen veräußert werden könnten.
Darüber hinaus hatte Amazon seinen Kunden bis vor kurzem die Möglichkeit gegeben, durch eine E-Mail an never@amazon.com jeglicher Weitergabe von Daten zu widersprechen. Die neue Datenschutzrichtlinie weist allerdings ausdrücklich darauf hin, dass zum Zwecke der Verfolgung möglicher Betrugsdelikte generell Daten an Dritte weitergegeben werden können. Dies werten die Datenschützer nicht nur als Verstoß gegen geltendes US-Recht, sondern sie weisen auch darauf hin, dass in Großbritannien und Deutschland beispielsweise strengere Datenschutzgesetze gelten, denen Amazon auch problemlos nachkomme. Es sei also bei Amazon kein Problem des "Nicht-Könnens", sondern eines des "Nicht-Wollens".
Aus diesem Grunde haben die DatenschĂĽtzer von EPIC und Junkbusters die FTC aufgefordert, Amazon zu verbieten, Daten von Kunden weiterzugeben, die einer solchen Weitergabe in der Annahme widersprochen haben, dass ihr Widerspruch unbefristet und bedingungslos gĂĽltig ist. Sollte Amazon eine Weitergabe beabsichtigen, mĂĽssten sie die ausdrĂĽckliche Erlaubnis der Kunden dazu erlangen.
Auch in Großbritannien haben Datenschützer Amazon im Visier: Die Datenschutzbeauftragte der britischen Regierung wurde von der Bürgerrechtsgruppe Privacy International aufgefordert, Amazons Kundendatenverarbeitung in Großbritannien zu stoppen, bis die Firma das britische Datenschutzgesetz respektiere. Mehrere Aufforderungen, Einsicht in bei Amazon.co.uk gespeicherte persönliche Daten zu ermöglichen, seien missachtet oder abgelehnt worden. (pmo)