Wie die Gruppe B ins Extreme kippte
Vier Jahre brauchte die Gruppe-B um mit den besten Absichten gegründet zu werden, völlig zu eskalieren und tragisch zu enden. Eine kurze Zeitspanne die reichte, um einen Mythos zu schaffen
- Bernd Kichhahn
Wien, 28. Juni 2016 – Das Ende war vorhersehbar, das macht es nur noch tragischer. Am 2. Mai 1986 verlor Henri Toivonen bei der Rallye Korsika die Kontrolle über seinen Lancia Delta S4 und rutschte einen Abhang hinunter. Der Wagen ging in Flammen auf. Toivonen und sein Beifahrer Sergio Cresto verbrannten bei lebendigem Leib. Wenige Stunden später wird die Gruppe B aufgelöst. Es war der furchtbare Höhepunkt einer Horrorsaison. Bereits zwei Monate zuvor, am 5. März 1986, raste Joaquim Santos bei der Rallye Portugal mit seinem Ford RS200 in die Zuschauermenge, tötete so drei Fans und verletzte 33 weitere. Woraufhin alle Werksteams ihre Teilnahme an der Weltmeisterschaft zurückzogen. Die Leistungseskalation in dieser Fahrzeugklasse hatte zu diesem Zeitpunkt die Fähigkeiten der Fahrer rechts überholt.
Ein Machtkampf als Startschuss für den Wahnsinn
Wie so oft im Motorsport begann alles mit der Konfrontation zweier großer Egos. Auf der einen Seite hatte sich Bernie Ecclestone auf den Rundkursen der Formel eins verschanzt, um Macht und Geld zu horten. Er schuf einen exklusiven Club für Hersteller, die sich eine Mitgliedschaft leisten konnten oder aus Prestige-Gründen mussten.
Wie die Gruppe B ins Extreme kippte (9 Bilder)

(Bild: Audi)
Auf der anderen Seite bastelte gerade Jean-Marie Balestre an einem ähnlichen Imperium. Er wurde 1978 zum FIA-Präsidenten ernannt und erkannte in Ecclestone denjenigen, der zwischen ihm und der Kontrolle über die Formel eins und deren Geld stand. Der Machtkampf konnte beginnen. Eher weniger hehre Ziele also, um die sich mit Balestre, über den es das Gerücht gab, er sei Mitglied in der Waffen-SS gewesen, und Ecclestone zwei echte Sympathieträger duellierten.
Balestres Taktik war simpel: Indem er die anderen Wettbewerbe stärkte, wollte er die Formel eins schwächen. Dabei hatte er die Hersteller auf seiner Seite. Denn der Rallyesport und die Tourenwagen waren damals das Big Business. Es war ein Drei-Akter, den er sich überlegt hatte. Im ersten Akt wurde das komplizierte Gruppen-Reglement verschlankt. Statt in neun wurden die Autos nur noch in drei Gruppen eingeteilt. Die seriennahen Autos der Gruppe A, die optimierten Fahrzeuge der Gruppe B und die Rundstreckenautos der Gruppe C.