Was bei "Clean Coal" alles falsch läuft

Erfahrungen in einem Kraftwerk im US-Bundesstaat Mississippi zeigen, dass die saubere Kohleverstromung auf längere Sicht nur ein Traum bleiben könnte.

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Von
  • Michael Reilly

Das Kemper-Kraftwerk in Mississippi ist das Flaggschiff der Obama-Regierung in Sachen "Clean Coal"-Technologie. Die Idee dabei: Die eigentlich schmutzige Energieform Kohle wird durch CO2-Auffangtechnologien sauberer gemacht. In Kemper sollte das erstmals im großen Stil gezeigt werden, doch es gibt bislang hohe Verluste.

2,4 Milliarden Dollar waren anfangs als Budget vorgesehen, inzwischen sollen fast 7 Milliarden erreicht sein. Hinzu kommt: Es gibt momentan wenig Hinweise darauf, dass das haarige Problem des Einfangens und Speichers von Kohlendioxid praktisch durchführbar ist, wenn Stromkonzerne gleichzeitig noch gutes Geld verdienen wollen.

In einem ausführlichen Bericht der New York Times von Anfang Juli heißt es, Verschwendung, das Abzweigen von Geldern und die generelle Intransparenz hätten das Kemper-Projekt an den Rande des Abgrunds gebracht.

Sollte es nicht gelingen, die Situation vor Ort drastisch und schnell zu ändern, könnte Kemper zeigen, dass die grundlegende Annahme der US-Regierung, saubere, kostengünstige Kohleverstromung sei durchaus möglich, wohl falsch ist. Unglücklicherweise ist Kemper nur das letzte Anzeichen dafür. Clean Coal wird seit Jahrzehnten erforscht und in den USA mit Milliarden Dollar an Projektförderungen versorgt. Doch Clean Coal scheint, wirtschaftlich gesprochen, ein Oxymoron zu sein.

Es fing beim Pannenprojekt FutureGen an, das schwerwiegende Probleme hatte und unter George W. Bush schließlich stillgelegt wurde. Das Boundary-Dam-Vorhaben in Kanada läuft ebenfalls nicht und sogar der Kohlegigant Peabody Energy geriet in Schwierigkeiten, obwohl er auf "Clean Coal" setzte. Erfolgsgeschichten muss man derzeit mit der Lupe suchen.

Stattdessen sehen Experten eine wachsende Zahl von Belegen, dass es nicht hilft, noch mehr Geld in die Technik zu pumpen. Das Verbrennen von Kohle und das Einfangen und Speichern von CO2 ist noch zu teuer, als dass Kraftwerksbetreiber dies im großen Stil umsetzen könnten. Bekommen die Stromkonzerne keine Fördermittel aus der örtlichen Politik, die dann wiederum zu Strompreiserhöhungen führen, hilft die Technik beim Weg in die CO2-freie Zukunft wohl wenig – und das dürfte auch so bleiben, meinen Beobachter. (bsc)