Electric Englishman

Batterie-elektrisches Dreirad Morgan EV3

Morgan wagt den Sprung aus der Vergangenheit in die Zukunft der Motorisierung und baut einen 3Wheeler mit E-Maschine statt des seit 1909 traditionellen V2-Verbrennungsmotors vor der Vorderachse. Wird es Traditionalisten trösten können, dass der Rahmen weiterhin aus Esche besteht?

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Elektroautos, alternative Antriebe 10 Bilder
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Von
  • Christoph M. Schwarzer
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Malvern (GB) 1. August 2016 – „Hashtag UK1909 Selfridges Edition”. Hinter dem kryptischen Namen für die erste Kleinauflage des batterie-elektrischen Morgan EV3 verbirgt sich genau die Mischung aus Tradition und Moderne, die den englischen Autohersteller überleben lässt: „UK” steht für „United Kingdom”, also das Vereinigte Königreich Großbritannien und Nordirland. „1909” ist das Gründungsjahr von Morgan, und die Firma spielt mit diesen Ziffern: Zuerst werden lediglich 19 EV3 in ideeller Kooperation mit neun (also 09) Modepartnern des Kaufhauses Selfridges gebaut, unter denen die Firma Belstaff der Bekannteste ist. Im vierten Quartal läuft die Serienproduktion an.

Dann kann jeder, und das ist der eigentliche Sprung in Gegenwart und Zukunft, einen 3Wheeler kaufen, der statt eines bollernden und vibrierenden V2-Motors eine E-Maschine hat. Klar dürfen die das, denn schließlich hat Morgan mal vor dem 1. Weltkrieg mit „Cyclecar”-Dreirädern angefangen und damit das ewige Copyright. 2012 folgte die Wiedergeburt, und seitdem heißt es wieder: Vorne zwei, hinten eins. Dabei bleibt es auch in der elektrischen Variante.

Die Leistung des Elektromotors beträgt 46 kW (63 PS). Weniger als im 3Wheeler mit 60 kW (82 PS), aber das ist völlig egal. Wer sich jemals in die Zigarre gezwängt hat weiß, dass beides zu viel ist. Die Werte des Autoquartetts wie die Beschleunigung auf 100 km/h in „weniger als neun Sekunden“ sind der Empfindung nach spektakulär, weil der Komfort minimal ist. Alles erfordert Kraft. Das Lenken und das Bremsen ohne zusätzliche Unterstützung. Der Druck des Windes, der durch die Scheibe leicht gemildert und stark verwirbelt wird. Und auch der Verzicht auf die Heizung – wer bitte braucht so einen Unsinn, wenn er eine Belstaff-Jacke trägt? – weist den Morgan als besonders ursprüngliches Fahrzeug aus.

Weniger als 500 Kilogramm

Den Strom bekommt der nach Angaben des Herstellers flüssigkeitsgekühlte E-Motor aus einer Batterie mit einer Kapazität von 20 Kilowattstunden. Das soll für 150 Meilen oder gut 240 Kilometer reichen, was optimistisch erscheint. Angesichts des eher niedrigen Geschwindigkeitsniveaus (nur gefühlt ist man schnell), mit dem man im Morgan unterwegs ist und des Gewichts von „weniger als 500 kg“ dürfte der EV3 allerdings tatsächlich sehr sparsam sein.