Teilchenbeschleuniger LHC: Rätselhaftes Teilchen gab es nicht

Das Standardmodell der Elementarteilchen wackelt vielleicht, doch noch bricht es nicht zusammen. Eine zuvor bei 750 GeV beobachtete Diphoton-Resonanz, die auf ein neues Elementarteilchen hindeutete, hat sich in Luft aufgelöst.

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Teilchenbeschleuniger LHC: Rätselhaftes Teilchen gab es nicht

(Bild: Mona Schweize, CERN)

Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Volker Zota

Auf de 38. International Conference on High Energy Physics in Chicago haben Physiker Daten präsentiert, die viele Physiker enttäuschen dürften. Die vermeintlich bei 750 GeV gemessene Resonanz – die auf ein neues Teilchen und Physik jenseits des Standardmodells hinweisen sollte – ist in neuen Daten nahezu komplett verschwunden. Die vorläufigen Daten hatten für Aufruhr in der Welt der Teilchenphysiker gesorgt und mehr als 500 wissenschaftliche Arbeiten nach sich gezogen, wie der New Scientist gezählt hat. Wissenschaftler hatten "endlich" neue Physik gewittert – vom Vetter des Higgs-Teilchens über supersymmetrische Partner des hypothetischen Goldstino bis zur einfachen Zerfallskaskade mit Photonenpaaren.

Die ersten (hier blauen) Messungen haben sich nicht bestätigt (rot).

Messungen im Dezember hatten die Diphoton-Resonanz mit einer sogenannten lokalen statistischen Signifikanz von 3,9 Sigma ermittelt. Das würde bedeuten, dass die Wahrscheinlichkeit, dass es sich um ein zufälliges Ergebnis handelt, geringer ist als 1:10.000. Spätere Messungen erhöhten die lokale Signifikanz gar auf 4,4 Sigma, entsprechend einer Wahrscheinlichkeit von 1:100.000. Doch Physiker sind insbesondere nach der Hatz auf das Higgs vorsichtig geworden: Erst ab einem 5-Sigma-Ergebnis ist man sich sicher, ein neues Teilchen entdeckt zu haben.

Die sogenannte globale Signifikanz der Messungen lag allerdings nur etwa 2 Sigma, worauf die Experimentatoren zwar hingewiesen, aber wofür die meisten aber offenbar kein Auge für hatten. Tatsächlich konnte die 2015 gemessene Resonanz in den neueren Messungen nicht nachgewiesen werden und verschwand in den neuen Daten des CMS-Experiments nahezu komplett. Für viele Physiker bedeutet das eine herbe Enttäuschung. (mho)