Interview mit Derek Bell

Derek Bell ist ein britischer Rennfahrer, Le-Mans-Sieger und Sportwagenweltmeister. Allein in Le Mans ist er 26-Mal gestartet. Er fuhr dort neben vielen anderen mit Jackie Ickx und Hans-Joachim Stuck. Auf dem AvD-Oldtimer-Grand-Prix ergab sich die Gelegenheit zu einem Gespräch

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Interview
Lesezeit: 30 Min.
Von
  • Christian Lorenz
Inhaltsverzeichnis

Nürburgring, 25. August 2016 – Derek Bell ist ein britischer Rennfahrer, 5-maliger-Le-Mans-Sieger und 2-facher-Sportwagenweltmeister. Allein in Le Mans ist er zwischen 1970 und 1996 26-Mal gestartet. Er fuhr dort neben vielen anderen mit Jackie Ickx und Hans-Joachim Stuck. Auch in der Formel 2 war Bell sehr erfolgreich, wurde dort 1970 Vize-Europameister. Weniger Fortune hatte er dagegen in der Formel 1, wo er über einen einzigen Weltmeisterschaftspunkt nicht hinauskam. Seine größten Erfolge errang Bell in der Gruppe C auf Porsche. Dieser Marke ist der Brite, der im Oktober 75 Jahre alt wird, auch noch heute sehr eng verbunden. Als Markenbotschafter von Porsche Classic kam er zum 44. AvD-Oldtimer-Grand-Prix vom 12. bis 14. August 2016 am Nürburgring. Dort ergab sich die Gelegenheit zu diesem Gespräch.

heise/Autos: Wir sind hier gerade aber nicht in Le Mans, sondern an einer anderen weltberühmten Rennstrecke: dem Nürburgring. Haben sie auch zu dieser Strecke, insbesondere der „alten“ Nordschleife, eine besondere Beziehung?

Interview mit Derek Bell (6 Bilder)

Spa, 1971: Der Gulf-Porsche 917 K (Kurzheck) wird hier von Derek Bell zusammen mit Jo Siffert gefahren. Im Film und bei seinem Debüt-Rennen an der Sarthe fährt Derek Bell den Ferrari 512S. Hier in den Ardennen im Jahr 1971 überholt er ihn stattdessen. (Bild: Porsche)

Derek Bell (DB): Oh ja! Also ich finde, der Nürburgring ist die großartigste Rennstrecke der Welt. Er ist einfach fantastisch. Ich bin hier, glaube ich, öfter gefahren als irgendwo sonst auf der Welt. Ich bin 26 mal Le Mans gefahren, aber ich würde sagen, dass ich viel öfter hierher gekommen bin. Ich bin hier jedes Jahr gewesen, was sag ich, zwei, drei mal pro Jahr. Mit Formel 2, Formel 1, 2-Liter-Sportwagen, 3-Liter-Sportwagen, Gruppe C … hab ich was vergessen? Nein, ich glaub, das war´s. Das war genug, das war sogar ziemlich viel. Ich war hier nie mit den Tourenwagen. Aber später als ich dann für Porsche gearbeitet hab, hab ich hier sehr viel getestet und anderes Zeug gemacht. Also ich kenne den Nürburgring sehr, sehr gut, glauben Sie mir.

heise/Autos: Haben Sie hier auch mit Walter Röhrl zusammengearbeitet?

DB: Nein, ich hab mit Walter nie beruflichen Kontakt gehabt. Er arbeitet wirklich fürs Werk, wissen Sie? Ich dagegen mache Veranstaltungen z.B. für den Porsche Club. Oder Porsche Great Britain kommt mal mit einer Art Reisegruppe vorbei und ich begleite die dann ein paar Tage auf und neben der Rennstrecke. Aber Walter ist tatsächlich Testfahrer für die neuen Porsche-Serienfahrzeuge.

heise/Autos: So würden Sie also sagen, dass der Nürburgring zumindest eine Ihrer Lieblingsstrecken ist …

DB: Er ist meine Lieblingsstrecke, weil Du nie wirklich, also ich glaub nicht, dass Du hier tatsächlich … Ich meine, Du kannst schnell sein, sehr schnell, aber es ist nie wirklich genug. Also Du bist hier nie ganz zufrieden. Es sind so viele, so schwierige Ecken und Kurven da draußen auf dem Ring. Und Du wirst sie nie, nie alle ganz perfekt hinkriegen, wissen Sie?

heise/Autos: Also wird es hier niemals so etwas wie eine perfekte Runde geben?

DB: Nein, niemals. Wissen Sie, ich hatte zwei Jahre lang den Formel-2-Rundenrekord auf dem alten Ring. Aber ich bin mit dieser Runde bis heute nicht zufrieden. Ich weiß ein paar Ecken, wo ich definitiv Zeit gelassen hab. Die hab ich einfach nicht perfekt erwischt …