Das Ende des Stehaufmännchens

BMW stellt die beliebte G 650 GS ein

Heimlich, still und leise hat BMW die Produktion der G 650 GS eingestellt. Als F 650 und F 650 GS hat sie einst große Erfolge gefeiert. Sie war etliche Jahre die meistverkaufte BMW, noch vor den Boxermodellen

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BMW, Zweirad 15 Bilder
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  • iga
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München, 26. August 2016 – Heimlich, still und leise hat BMW die Produktion der G 650 GS eingestellt. Als F 650 und F 650 GS hat sie einst große Erfolge gefeiert. Sie war etliche Jahre die meistverkaufte BMW, noch vor den Boxermodellen, lag in vielen Ländern unter den Top Ten und gewann zweimal die berüchtigte Rallye Paris-Dakar. Die F 650 GS war so beliebt, dass BMW, nachdem sie ab 2007 in Deutschland nicht mehr angeboten wurde, sie auf Druck der Kunden ab 2011 als G 650 GS wiederauferstehen ließ. Einen so kommentarlosen Abgang hat die F 650 GS / G 650 GS nicht verdient.

Die Kooperation

Was war das für ein Aufschrei unter den Boxer-BMW-Fans, als der Münchner Konzern 1993 die F 650 vorstellte. Ein Einzylinder! Noch dazu mit Ketten- statt Kardanantrieb! Es kam sogar noch schlimmer: Das Motorrad war ein Gemeinschaftsprojekt mit der italienischen Marke Aprilia, die parallel die Pegaso auf den Markt brachte. Die F 650 war innerhalb von nur zweieinhalb Jahren entwickelt worden und wurde im Aprilia-Werk in Noale gefertigt. In Italien! Nicht einmal der Motor stammte von BMW, sondern vom österreichischen Spezialisten Rotax. Für manchen Kritiker drohte der blau-weiße Himmel einzustürzen. Doch viele Kunden sahen das völlig anders und griffen begeistert zu.

Das F stand, laut Firmenphilosophie, für „Funduro“, also einem Spaßmobil mit langen Federwegen, das auch für leichtes Gelände taugte. Die F 650 sollte für 11.409 D-Mark das Einsteigermodell bei BMW bilden. Der 652 cm3 großen Single leistete 48 PS und konnte wegen der Führerscheinbeschränkung für Neulinge auf 34 PS gedrosselt werden. Er bot überraschend gute Fahrleistungen, immerhin rannte die Funduro 163 km/h, und musste nur 189 Kilogramm in Schwung bringen. Neben dem günstigen Preis bot sie vor allem drei Vorteile: Erstens war sie handlich und absolut problemlos zu chauffieren. Selbst Anfänger kamen auf Anhieb mit ihr zurecht. Das lag an dem zwar konventionellen, aber gut funktionierenden Fahrwerk. Ein Brückenrahmen aus Stahl, eine nicht einstellbare Telegabel, ein etwas weiches, aber kommodes Federbein und relativ schmale Reifen, vorne in 19 Zoll, weil die F 650 ja auch im Gelände noch zurechtkommen sollte.

Zweitens: Die Sitzposition erwies sich als sehr bequem, selbst lange Etappen spulte man auf der gut gepolsterten Sitzbank sogar mit Sozius problemlos runter. Außerdem war sie mit 81 Zentimetern Sitzhöhe für eine Enduro recht niedrig geraten, was sie besonders für das schönere Geschlecht sehr begehrenswert machte. Tatsächlich war der Frauenanteil unter den F 650-Käufern sehr hoch.