Acceptable Ads: Google und AppNexus boykottieren Eyeo

Die neue Plattform des Produzenten von Adblock Plus hat einen holprigen Start. Eyeo will aber trotz des Boykotts zweier Werbenetzwerke weiter machen.

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Adblock Plus

(Bild: dpa, Andrea Warnecke/Archiv)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Torsten Kleinz

Nur wenige Stunden nachdem die Kölner Firma Eyeo ihre neue Acceptable Ads Platform auf der Branchenmesse dmexco in Köln präsentiert hat, gab es schlechte Neuigkeiten. Sowohl Google als auch der Werbedienstleister AppNexus haben die Verbindungen zum Dienstleister Combotag gekappt.

Mit der neuen Plattform will Eyeo das Acceptable-Ads-Programm breiter aufstellen. Schon seit 2011 können Werbetreibende, die die Einhaltung der Kriterien für nicht-nervende Werbung garantieren, ihre Werbeplätze bei Eyeo freischalten lassen, so dass sie bei Nutzern von Adblock Plus und kooperierenden Adblockern angezeigt werden. Dafür müssen sie einen Anteil an den zusätzlich erzielten Einnahmen an Eyeo abführen. Über eine Kooperation mit dem Dienstleister Combotag will Eyeo den Nutzern, insbesondere denen kleiner Websites, die Teilnahme an dem Programm ermöglichen.

Was sich für Eyeo als Fortsetzung ihres bestehenden Geschäftsmodells darstellt, sorgt bei der Werbeindustrie für harsche Proteste. So erfuhr Google erst aus der Presse, dass der eigene Werbemarktplatz DoubleClick Ad Exchange als Quelle für die ausspielbare Werbung dienen sollte. "Wir sind kein Teil dieser Initiative und wollen auch keiner sein", stellte ein Google-Sprecher daraufhin klar.

Google hat die Zusammenarbeit mit dem Dienstleister ComboTag beendet und somit auch Google-Anzeigen von der Plattform ausgeschlossen. "Adblocking ist ein Resultat zu schlechter Online-Werbung", heißt es in dem Statement. "Wir sind davon überzeugt, dass die gesamte Branche sich auf Standards für bessere Online-Werbung einigen sollte." So ist Google Gründungsmitglied der heute in Köln vorgestellten "Coalition for better ads". Nicht betroffen von dem Boykott ist das herkömmliche Acceptable-Ads-Programm, zu dessen größten Kunden Google gehört.

Auch AppNexus, der zweite von Eyeo vorgesehene Anzeigenzulieferer, boykottiert die neue Plattform. "Als wir von der Geschichte erfahren haben, haben wir Combotag sofort informiert, dass wir Eyeo nicht auf unsere Plattform lassen werden – nicht einmal durch diese Hintertür", erklärt das Unternehmen gegenüber Business Insider. Der Mitarbeiter, der von Combotag von der neuen Initiative informiert worden sei, sei nicht befugt gewesen, dieses Geschäft abzusegnen. Wegen seines Geschäftsmodell ist Eyeo eines der umstrittensten Unternehmen sowohl in der Werbe- als auch in der Medienindustrie.

Ungeachtet der Kritik will Eyeo den eingeschlagenen Kurs weiter verfolgen. So erklärte Eyeo-Chef Till Faida gegenüber heise online, dass die Kunden der Acceptable Ads-Plattform einfach ihre eigenen Werbevermarkter nutzen könnten. In einem Statement spricht Eyeo von einem Missverständnis: "Wir haben die Acceptable Ads Platform ins Leben gerufen, um Publishern die Integration von Acceptable Ads zu erleichtern." So könnten Publisher weiterhin mit den Werbenetzwerken ihrer Wahl arbeiten. "Anders als unsere Meldung oft fälschlicherweise interpretiert wurde, sind wir selbst kein Werbenetzwerk und verkaufen selbst keine Anzeigen und dies haben wir auch nicht vor", erklärt das Unternehmen. (mho)