Jahrestag des Abgas-Skandals bei VW: Der Stand der Dinge

Vor einem Jahr trat die US-Umweltschutzbehöre EPA den Abgas-Skandal bei VW los. Heise Autos hat zusammengefasst, was sich seitdem getan hat.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 110 Kommentare lesen
Jahrestag des Abgas-Skandals bei VW: Der Stand der Dinge

(Bild: dpa)

Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Clemens Gleich

Am Sonntag jährte sich der VW-Skandal in Europa. Am 18. September 2015 löste der öffentliche Brief der US-Umweltschutzbehörde EPA den Absturz Volkswagens aus, als Marke, als Dieselwerber, als Stellvertreter, ja: Liebling einer Industrie. Nach einem Jahr haben zwar viele Menschen viel gemessen, die meisten Fragen bleiben allerdings weiterhin offen. So ergaben die Ermittlungen bisher wenig Erhellendes dazu, wer damals dafür verantwortlich war, die US-Zulassungsbestimmungen derart zu umgehen.

Der aufschlussreichste Teilbereich dürfte in den Recherchen zum Zulieferer Bosch liegen. Dort fanden die Behörden E-Mails, in denen Bosch dazu raten soll, die als "Akustikfunktion" verschleierte Abschalteinrichtung der Abgasreinigung nur einer möglichst kleinen Personengruppe bekannt zu machen und sie aus der Dokumentation des Motorsteuergeräts zu streichen. Diese E-Mails geben also einen Hinweis darauf, dass Volkswagen tatsächlich in betrügerischer Absicht handelte zur Zulassung in den USA anstatt nur in nachlässiger oder billigender.

Der VW-Skandal führte dazu, dass sehr viele Fahrzeuge auf ihre Abgase im Realbetrieb gemessen wurden. Ebenso wurden ältere Messungen groß neu publiziert. Dabei zeigte sich der Öffentlichkeit ein Ausmaß der Diskrepanz von Zulassungswerten zu Realwerten, das ihr nicht mehr vermittelt werden konnte. Es war offensichtlich, dass die Fahrzeugindustrie zwar meistens die Gesetze einzuhalten versuchte, nicht aber deren Intention. Nur ist eine Abschalteinrichtung schwierig als illegal nachzuweisen.

VW gab den Betrug auf den enormen Druck der EPA selbst zu. Andere Beschuldigte verweisen auf ihre legal zugelassenen Abschalteinrichtungen. Das aktuell interessanteste Beispiel dürfte Fiat-Chrysler sein. Deren Motoren schalten nach 1300 Sekunden (knapp 22 Minuten) die Stickoxid-Aufbereitung größtenteils ab. Ein Prüfstandslauf dauert 20 Minuten. Die italienischen Behörden haben Fiat damals ebendiese Konfiguration zum Motorschutz genau so zugelassen. Das deutsche Verkehrsministerium möchte dagegen angehen. Ein EU-Ausschuss soll vermitteln.

Der wichtigste Effekt des VW-Skandals liegt wahrscheinlich in seiner gesellschaftlichen Wirkung. Mehr Pendler denken ernsthaft über Elektroautos nach, denn der Zweifel am Diesel ist groß.

Heise Autos hat den Stand der Dinge zusammengefasst:

Chronologie des Abgas-Skandals (78 Bilder)

Mitte September 2015:  Die US-Umweltschutzbehörde EPA beschuldigt den Volkswagen-Konzern, Diesel-PKWs der Baujahre 2009 bis 2015 mit einer Software ausgestattet zu haben, die die Prüfungen auf US-amerikanische Umweltbestimmungen austrickst. Zu ähnlichen Untersuchungsergebnissen ist auch das California Air Resources Board (CARB) gekommen. Beide Behörden schicken Beschwerden an VW. (Im Bild: Zentrale der EPA in Washington D.C.)
(Bild: EPA
)

(anw)