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Im Test: Mitsubishi L200 DI-D+ 4WD

Mitsubishi hat sich im Segment der kompakten Pritschen-Allradler über die Jahrzehnte einen Ruf für einen gewissen Konservativismus erarbeitet. Oder war es Kostenoptimierung? Der aktuelle L200 ist daher ein Durchbruch mit einem von Grund auf neuen Antrieb und einem herausragenden Allradsystem

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Von
  • Florian Pillau
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München, 27. September 2016 – Mitsubishi hat sich im Segment der kompakten Pritschen-Allradler über die Jahrzehnte einen Ruf für einen gewissen Konservativismus erarbeitet. Im Nutzfahrzeugsektor mag das verbreiteter sein als bei Pkw, über die vergangenen drei Generationen bis zum aktuellen Modell sah es jedoch immer stärker nach Kostenoptimierung aus. Der aktuelle L200 ist so gesehen ein Durchbruch mit einem von Grund auf neuen Antrieb und einem bekannten, aber herausragenden Allradsystem.

Die Zielgruppe für einen Kleinlaster mit einer knappen Tonne Zuladung ist ja schon ziemlich zugespitzt. Mit Allradantrieb und echten Geländefähigkeiten bleiben für solche Autos eigentlich nur zwei sinnvolle Anwendungshauptgebiete übrig – jedes davon einigermaßen exotisch: Da wäre gewerbliche Kundschaft mit extremen Transportaufgaben wie etwa Freileitungsspezialisten, Land- und Forstwirte, Berghüttenbetreiber, Landschaftsbauer und vielleicht auch Waidleute, die keine Schweißwanne im Innenraum transportieren wollen. Oder Menschen mit Reisefieber im Spektrum zwischen jenen, die eine absetzbare Wohnkabine transportieren, dabei meist die volle Zuladung ausnutzen und nicht vor der sprichwörtlichen nassen Wiese kapitulieren wollen bis zu Fernreisenden, die ein stabiles Pistengerät brauchen, das tiefere Furten, unbefestigte Wege in der Regenzeit oder staubtrockene Weichsandfelder bewältigen kann. Obwohl beiden Gruppen so ein Auto eigentlich kaum nutzbetont genug ausfallen kann, kombiniert sie Mitsubishi mit den im Segment immer beliebter werdenden Annehmlichkeiten aus der SUV-Modewelt, einiges davon reines Chichi oder aus Kostengründen hineinkonstruiert. Zum Glück behält Mitsubishi aber die segmentführende Geländetechnik.

Unterschätzte Großtat

Dass Mitsubishi seinen aktuellen Allradpritschenwagen mit Leiterrahmen, hinterer Starrachse an Blattfedern (mit Kardanantrieb inzwischen bewährt im Automobilbau seit 1898) und vorderen Doppelquerlenkern baut, ist keine Überraschung. Als Einzelkabiner wird das 4WD-Modell aber nicht mehr angeboten, die beiden je viertürigen Aufbauvarianten als „2+2-Sitzer“ oder Fünfer-Kabine und zwei Pritschenlängen sind eine Art Marktstandard, die Wettbewerbsmodelle in dieser Gewichtsklasse nehmen sich in Abmessungen und Zuladungswerten nur wenig. Größere Unterschiede gibt es jedoch beim Antrieb. Mitsubishi ist hier von allen der Einzige, der permanenten Allradantrieb mit Geländereduktion kombiniert, was sonst nur Geländegrößen wie Mercedes G, Lada Niva/Taiga, Toyota Land Cruiser oder Land Rover Defender bieten respektive boten. Im Hinblick auf die Durchsetzungsfähigkeit ist das Prinzip anerkannt gut, in Sachen Praxistauglichkeit beim Pickup aber eine oft unterschätzte Großtat. Darauf kommen wir noch zu sprechen.