AT&T und Time Warner: Skeptische Aktionäre, zuversichtliches Management

Die Übernahme Time Warners durch AT&T stößt bei den Aktionären auf Skepsis. Am Tag nach der Bekanntgabe sind die Aktienkurse beider Firmen gefallen. CEO Stephenson geht davon aus, dass der Deal mit Auflagen erlaubt wird – er verlaufe vertikal.

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Twin Tower Hochhaus

(Bild: BigMac CC-BY-SA 3.0)

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107,50 US-Dollar möchte AT&T für jede Time-Warner-Aktie zahlen. Die Hälfte in bar, die andere Hälfte in AT&T-Aktien. Das wurde am Sonntag bekanntgegeben. Das sind etwa 20 Prozent mehr, als der Schlusskurs vom Freitag. Normalerweise schießen Aktien nach solchen Übernahmeangeboten auf ungefähr den vom Übernehmer angebotenen Preis. Doch der Kurs der Time-Warner-Wertpapiere ist am Montag sogar noch um drei Prozent gefallen.

Ein AT&T-Laden

(Bild: Mike Mozart CC-BY 2.0)

Offensichtlich glauben die Investoren nicht, dass die Übernahme zu dem gebotenen Preis stattfinden wird. Der Kandidat der Republikanischen Partei für das US-Präsidentenamt, Donald Trump, will die Übernahme verhindern. Ihn stört schon die aktuelle Machtkonzentration im Mediensektor. Auch auf Demokratischer Seite herrscht Skepsis, etwa bei Vizepräsidentschaftskandidat Tim Kaine.

Alles andere als eine eingehende Prüfung durch US-Wettbewerbsbehörden wäre eine große Überraschung. Schon allein der hohe Transaktionswert von fast 109 Milliarden US-Dollar sorgt für amtliche Aufmerksamkeit. Allerdings handelt es sich im Kern um eine vertikale Verschmelzung, nicht um eine horizontale. Time Warner und AT&T, dessen Aktien am Montag 1,7 Prozent eingebüßt haben, sind nämlich keine Konkurrenten.

"Es ist deutlich, dass dies eine vertikale Integration ist. […] Alle Deals, die in den letzten Jahren in Schwierigkeiten gekommen sind, waren horizontale Zusammenschlüsse, bei denen ein Mitbewerber aus dem Markt genommen wurde", sagte AT&T-Chef Randall Stephenson in einer Telefonkonferenz mit Finanzanalysten am Montag, "Das hier ist vertikal. [Time Warner] ist ein Lieferant AT&Ts." Befürchtungen der Wettbewerbshüter würden mit Auflagen ausgeräumt werden.

Randall L. Stephenson, CEO und Verwaltungsratsvorsitzender AT&Ts

(Bild: AT&T)

Solche Auflagen könnten beispielsweise die nicht-diskriminierende Lizenzierung von Time-Warner-Produktionen an Dritte sein. Dahinter steckt die Sorge, AT&T könnte erfolgreiche Time-Warner-Produktionen exklusiv über seine eigenen Netzen verbreiten, um sich damit einen Wettbewerbsvorteil gegenüber anderen Telekommunikationsanbietern zu verschaffen.

Für Stephenson sind diese Befürchtungen aber "Nonsens". "Dass wir daherkommen und die Verbreitung [der Time-Warner-Inhalte] einschränken, macht keinen wirtschaftlichen Sinn", sagte er in einem Interview mit CNBC am Montag, "Das wäre eine verrückte Idee." Aber die Verfahren werden ihre Zeit brauchen. Die Beteiligten rechnen damit, bis Ende 2017 auf das Closing der Übernahme warten zu müssen.

Im Juli 2015 hat AT&T den Satelliten-Fernsehanbieter Directv für zirka 67 Milliarden US-Dollar übernommen. Damals willigte AT&T gegenüber dem Telecom-Regulierer FCC in eine Reihe von Bedingungen ein. Zu den Auflagen gehören die Einhaltung bestimmter Regeln für Netzneutralität, die Einführung eines günstigen Internetzugangs für Haushalte mit geringem Einkommen, die Offenlegung bestimmter Verträge über Datenverbindungen, einen bescheidenen Ausbau von Glasfaseranschlüssen, sowie ein Angebot von Gigabitanbindungen speziell für bestimmte Schulen und Bibliotheken in den USA.

Allerdings laufen diese Auflagen Mitte 2019 schon wieder aus. Im November wird AT&T in den USA ein Pay-TV-Produkt namens Directv Now auf den Markt bringen. Damit sollen 100 TV-Kanäle über beliebige Datenverbindungen abgerufen werden können. Dieses Angebot soll ist in erster Linie für den Abruf mit Mobiltelefonen konzipiert sein. (ds)