Japanische Mobilfunker liebäugeln mit AT&T Wireless

Die japanische Firma NTT DoCoMo verhandelt ĂĽber einen Einstieg bei der Mobilfunktochter des US-Telefonkonzerns AT&T.

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Von
  • Christian Rabanus

Kaum ist die Aufspaltung von AT&T und die Unabhängigkeit von AT&T Wireless beschlossene Sache, kann sich der US-Mobilfunkanbieter über das Interesse eines potenten Investors freuen: Der japanische Mobilfunkriese NTT DoCoMo verhandelt nach Informationen der Financial Times derzeit mit AT&T über den Erwerb einer Minderheitsbeteiligung. Im Gespräch sei eine Investition zwischen fünf und zehn Milliarden US-Dollar, was einem Anteil von etwa zehn bis 20 Prozent an AT&T Wireless entsprechen würde.

Von offizieller Seite wurde diese Meldung freilich noch nicht bestätigt. Von DoCoMo gibt es bislang nur das allgemeinen Statement, dass man die Möglichkeiten von technischen Partnerschaften und Beteiligungen in Europa, Asien und den USA prüfe. Es ist allerdings kein Geheimnis, dass einerseits DoCoMo nach Partnern in den USA sucht und auch sein Werben um Voicestream trotz der bereits vereinbarten Übernahme durch die Deutsche Telekom immer noch nicht aufgegeben hat. Andererseits ist AT&T seit längerer Zeit schon in Nöten, weil das Geschäft nicht mehr so floriert wie noch vor Jahresfrist, und schaut sich deshalb nach möglichen Partnern zu Bündelung von einzelnen Geschäftssegmenten um. Im Gespräch für den Bereich der Geschäftskunden war einige Zeit der britische Exmonopolist British Telecom, den ähnliche Sorgen wie AT&T plagen – ob die Teilfusion, die im Gespräch war, nun schon abgeblasen ist oder nicht, ist derzeit offen. Auf jeden Fall steht hinter der Entscheidung, die Aufspaltung von AT&T zu betreiben, auch das Bestreben, die einzelnen Geschäftssegmente für internationale Investoren attraktiver zu machen.

Ob sich DoCoMo und AT&T werden einigen können, ist noch nicht abzusehen. Dem Vernehmen nach sind die Japaner über die Preisvorstellungen der US-Amerikaner nicht gerade begeistert. Aber die rund 14 Millionen Mobilfunk-Kunden von AT&T Wireless wiegen in den Verhandlungen sicherlich sehr schwer. Und immerhin möchte DoCoMo mit seinen Mobilfunk-Techniken möglichst die ganze Welt beglücken – das Codierungsverfahren W-CDMA, das dem Mobilfunk der dritten Generation zugrunde liegt, ist eine Entwicklung unter anderem der Japaner, die sie auch in die USA exportieren wollen; gleiches gilt für das in Japan äußerst erfolgreiche mobile Internet i-mode, für dessen Verbreitung DoCoMo in letzter Zeit schon Kooperationsvereinbarungen mit AOL und dem niederländischen Mobilfunkbetreiber KPN Mobile abgeschlossen hat. Angesichts solcher Vorhaben ist natürlich vor allem ein großer und bekannter Anbieter für die Japaner interessant. (chr)