Chip-Hersteller wappnen sich für schwere Zeiten

Nach dem Rekordjahr 2000 dämpfen immer mehr Chipschmieden die Erwartungen für das laufende Jahr.

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Nach dem Rekordjahr 2000 dämpfen immer mehr Chipschmieden die Erwartungen für das laufende Jahr: Toshiba will in der kalifornischen Niederlassung 500 Mitarbeiter entlassen, der taiwanische Chipgigant TSMC schraubt die Investitionspläne für das laufende Jahr um 29 Prozent zurück.

Die Semiconductor Industry Association (SIA) veröffentlichte zudem am gestrigen Montag die aus den Angaben von rund 70 Mitgliedsfirmen ermittelten endgültigen Branchendaten für das vergangene Jahr. Demnach wurden, wie erwartet, weltweit Halbleiter für rund 204 Milliarden US-Dollar verkauft. Das entspricht einem Wachstum von 37 Prozent im Vergleich zum Jahr 1999.

Doch im Dezember 2000 erreichten die Halbleiterfirmen im Vergleich zum Vormonat bereits um 2,1 Prozent geringere Umsätze. Das entspricht zwar in etwa den üblichen saisonalen Schwankungen, doch sieht auch die SIA die hohen Lagerbestände und die sinkende Nachfrage in den Bereichen Mobilkommunikation und Personal Computer. So erwartet man nun, dass die im Herbst vorausgesagte Wachtumsrate von 22 Prozent im laufenden Jahr doch nicht erreicht wird. Die im vergangenen Jahr erzielten Steigerungen, die bei einigen Bausteinen wie Flash-Speicher (133,2 Prozent) und progammierbarer Logik (88,2 Prozent) schwindelerregende Höhen erreichten, dürften erst einmal der Vergangenheit angehören.

Besonders hart trifft es Firmen, die vom PC-Sektor abhängig sind. Der japanische Toshiba-Konzern macht 19 Prozent seines Umsatzes mit Halbleiterchips, stellt Flachbildschirme her und büßte auch noch seine ehemalige Spitzenposition als Notebookhersteller ein: Man steht nur noch an dritter Stelle hinter IBM und Dell, wie das Marktfoschungsunternehmen Dataquest schätzt. Vierzig Prozent des PC-Geschäftes macht Toshiba im US-Markt, der besonders von der Nachfrageschlappe betroffen ist.

In seiner neuesten Umsatzprognose erwartet der Hersteller für das am 31. März endende Geschäftsjahr nur noch vier Prozent Umsatzwachstum auf knapp 6 Billionen Yen, was vier Prozent weniger als zunächst eingeplant sind. Davon soll ein Nettogewinn von nur noch 96 Milliarden Yen übrig bleiben – das entspricht etwa 835 Millionen US-Dollar und liegt um geschlagene 30 Prozent unter der ursprünglichen Planung.

Die angesichts voller Lager absackenden Preise für Halbleiter und besonders Speicherchips treffen alle Hersteller – etwa auch Infineon. Jetzt stellt das größte taiwanische Unternehmen TSMC seine Jahresbilanz 2000 vor: Die weltweit größte Chip-Foundry konnte den Umsatz um 127 Prozent und den Nettogewinn gar um 165 Prozent steigern. Auch das vierte Quartal 2000 lief gut: Verglichen mit dem Vorjahreszeitraum stieg der Umsatz um 127 und der Nettogewinn um 158 Prozent.

TSMC profitiert vom Outsourcing: Firmen wie Intel oder Motorola lassen bestimmte Chips lieber extern fertigen, als dafür wertvolle eigene Kapazitäten zu binden. Außerdem sind die Taiwaner nicht so weitgehend von den stark im Preis schwankenden DRAMs abhängig: Im vierten Quartal 2000 waren nur 14 Prozent der hergestellten Chips Speicher-ICs. Die Fertigungskapazität der bisher 10 Werke betrug im Jahr 2000 3,4 Millionen Wafer, gerechnet in 8-Zoll-Äquivalenten. Das war 80 Prozent mehr als im Jahr 1999. Im laufenden Jahr kommen zwei Fertigungsanlagen dazu, eine davon für 12-Zoll- (300-mm-) -Wafer. Die Kapazität soll um 33 Prozent steigen, dafür will man rund 2,7 Milliarden US-Dollar investieren; ursprünglich waren 3,8 Milliarden geplant für eine Kapazitätssteigerung um 39 Prozent. (ciw)