Initiative aus Niedersachsen: Car-Pass gegen Tachoschwindel

Im Niedersächsischen Landtag wird über einen Antrag abgestimmt, nach dem die rot-grüne Regierung sich auf Bundesebene für einen sogenannten Car-Pass zum Schutz vor elektronischer Manipulation des Kilometerstandes stark machen soll.

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Initiative aus Niedersachsen: Car-Pass gegen Tachoschwindel

(Bild: dpa)

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Mit der Einführung eines sogenannten Car-Passes will Niedersachsens Landtag Tacho-Schwindel bei Gebrauchtwagen bekämpfen. Ein entsprechender Antrag der Regierungsfraktionen von SPD und Grünen steht am Dienstag im Landtag zur abschließenden Beratung an. Derartige Straftaten sind bundesweit ein massives Finanz- und Sicherheitsrisiko für Autokäufer und gelten als Massenphänomen. Nach Behördenschätzungen ist bundesweit etwa jedes dritte Auto von der elektronischen Manipulation des Kilometerstandes betroffen.

Der Car-Pass ist eine Art Datenblatt (ähnlich wie das Bonusheft beim Zahnarzt), in der Fahrzeughistorie und aktueller Kilometerstand bei jeder Hauptuntersuchung und Reparatur eines Wagens eingetragen werden. Neben der verbindlichen Anmeldung aller neuen Personenwagen in einer Datenbank sollen gemäß dem Antrag die Autohersteller dazu verpflichtet werden, ihre Fahrzeuge besser gegen Tacho-Manipulationen zu schützen. Die Logik: je mehr Aufwand Kriminelle zur Überwindung technischer Hürden betreiben müssten, desto unrentabler werde ihr Geschäft. Ein Unterausschuss des Landtags sucht seit Anfang des Jahres nach Wegen, um Tacho-Betrug zu bekämpfen.

Mit elektronischen Hilfsmitteln gelingt über die Schnittstelle zur Bord-Elektronik die Manipulation des Tacho-Standes recht einfach – eine Entlarvung des Betrugs dagegen ist schwierig. Mit dem Ziel eines überhöhten Kaufpreises soll den Käufern ein geringeres Alter der Fahrzeuge vorgegaukelt werden. Der Car-Pass würde die technischen Hürden zwar nicht erhöhen, aber das Entdeckungsrisiko für die Täter erhöhen.

Die Zurückschaltung der Tachos erfordert nach Ansicht der Behörden "massive Eingriffe" in die Elektronik der Fahrzeuge, womit erhebliche Gefahren verbunden seien. Mit einer Veränderung der Speicher-Chips könnten etwa sicherheitsrelevante Daten vernichtet werden – Ausfälle des Antiblockiersystems oder der elektronischen Stabilitätskontrolle könnten die Folge sein.

Wird der Antrag gebilligt, muss sich die Landesregierung für eine solche Lösung auf Bundesebene einsetzen. "Volkswirtschaftlich geht der Schaden in die Milliarden, für jeden Käufer eines Gebrauchtwagens ist es ein herber Verlust, wenn er ein Fahrzeug kauft und einen zu hohen Preis bezahlt, weil er Opfer von Tacho-Schwindel geworden ist", erklärte der SPD-Landtagsabgeordnete Alexander Saipa. Auf Landesebene sollten die Ermittlungsarbeit und Strafverfolgung in Fällen von Tacho-Betrug verstärkt werden.

In Belgien gibt es den Car-Pass schon seit 2006. Der ADAC kritisiert, dass der erste Kilometerstand erst nach drei Jahren bei der ersten Hauptuntersuchung in den Pass eingetragen würde. Automobil-Clubs fordern eine Datenbank gegen den Tacho-Betrug. (mit Material der dpa) / (jes)