Im niedersächsischen Landtag wird über Tachomanipulation gesprochen

Gegen Dreher

Ein Unterausschuss des niedersächsischen Landtags diskutiert am Mittwoch über die Bekämpfung von Tachomanipulationen bei Gebrauchtwagen. Dazu werden unter anderem Vertreter von ADAC, Volkswagen und der Initiative gegen Tachomanipulationen angehört

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Von
  • Martin Franz

Ein Unterausschuss des niedersächsischen Landtags diskutiert am Mittwoch über die Bekämpfung von Tachomanipulationen bei Gebrauchtwagen. Dazu werden unter anderem Vertreter von ADAC, Volkswagen und der Initiative gegen Tachomanipulationen angehört. Grundlage ist ein Antrag der niedersächsischen Regierungsfraktionen von SPD und Grünen. Darin fordern sie die Landesregierung auf, sich für einen sogenannten Carpass auf Bundesebene einzusetzen.

Erster Eintrag nach drei Jahren

In dem Pass, den es in Belgien schon gibt, soll bei jeder Hauptuntersuchung und Reparatur der aktuelle Kilometerstand eingetragen werden. Kriminelle sollen es so schwerer haben, an der Tachoanzeige zu drehen. Der Vorschlag ist umstritten. Der ADAC etwa kritisiert, dass der erste Kilometerstand erst nach drei Jahren bei der ersten Hauptuntersuchung in den Pass eingetragen würde. Genug Zeit, während der bereits am Tacho gedreht werden könne. Nach Schätzungen von Behörden sind rund ein Drittel aller Gebrauchtwagen mit frisiertem Tacho unterwegs.

Nur jeder Zweite wird gezählt

Die Fälscher liefern sich mit den Autoherstellern bei der Absicherung ein Rennen. Schon seit längerem wird der Kilometerstand nicht mehr nur in einem, sondern in mehreren Steuergeräten abgelegt. Das steigert jedoch nur den Aufwand beim Überschreiben eines bestehenden Wertes. In der Praxis setzen einige Gauner inzwischen auf einen „Wegstreckenhalbierer“, der nur jeden zweiten Kilometer zählt. Bei einigen Herstellern kann man die verbrauchte Kraftstoffmenge in den Tiefen des Systems auslesen und mit den gefahrenen Kilometern abgleichen. Kommt beispielsweise ein BMW 520d dabei auf durchschnittliche Werte von 12 Litern, stimmt etwas nicht.

Fälschungssicher: Nicht relevant

Der ADAC argumentiert schon seit längerem, dass ein fälschungssicherer Tacho die Autohersteller maximal ein paar Euro pro Auto kosten würde. Das scheint auf den ersten Blick nicht viel zu sein, doch in der Autoindustrie wird hinter den Kulissen teilweise um Cent-Beträge gerungen. So bleibt, ähnlich wie im Fall der (zu) schnell ausbaubaren Navigationssysteme, die Erkenntnis, dass die Autohersteller dieses Problem wohl erst dann nachhaltig angehen werden, wenn das für eine relevante Anzahl von Kunden ein Argument für den Kauf wird. Bei dem geringen Anteil von privaten Neuzulassungen kann das dauern.

(mit Material der dpa) (mfz)