Trump zu Firmenchefs des Silicon Valley: "Ruft mich an"

Nachdem die Firmenlenker des Silicon Valley im Wahlkampf auf Hillary Clinton statt Donald Trump gesetzt hatten, lud sie der neugewählte Präsident nun zu sich nach New York. Das Fehlen eines Firmenchefs fiel sogleich auf.

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Donald Trump

(Bild: Gage Skidmore, CC BY-SA 2.0)

Lesezeit: 4 Min.
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Der künftige US-Präsident Donald Trump hat den Chefs US-amerikanischer IT-Konzerne nach Spannungen im Wahlkampf ein offenes Ohr versprochen. "Ruft einfach meine Leute an, ruft mich an, das macht keinen Unterschied. Wir haben hier keine formale Befehlskette", sagte Trump der versammelten Runde am Mittwoch. Auffällig war das Fehlen eines Vertreters von Twitter.

Laut dem Finanzdienst Bloomberg habe Trump in den Gesprächen die große Bedeutung der IT-Unternehmen hervorgehoben und seine Unterstützung angeboten. Der künftige US-Präsident erklärte, er habe es mit einer erstaunlichen Gruppe von Menschen zu tun. "Wir möchten, dass ihr mit euren unglaublichen Innovationen weitermacht. Es gibt niemanden wie Euch auf der Welt." Das Treffen habe rund zwei Stunden gedauert.

Zentrale Themen des Gesprächs sollen die Schaffung neuer Jobs und das Wirtschaftswachstum gewesen sein. Auch nachdem anwesende Journalisten am Mittwoch den Konferenzraum verlassen hatten, sei der Ton freundlich und versöhnlich gewesen, berichtet Bloomberg unter Berufung auf Teilnehmer. Trump habe mehr zugehört als gesprochen. Neben Jobs sei es auch um Einwanderung, Handel und die Beziehungen zu China gegangen.

Auch der Microsoft-Gründer Bill Gates und Sportler und Schauspieler Jim Brown sollen in den vergangenen Tagen im Trump Tower zu Gast gewesen sein. Trump berichtete per Twitter von dem Besuch. Gates soll Werbung für den Umweltschutz gemacht haben, verglich Trump außerdem mit John F. Kennedy

(Bild: Twitter )

Auch die Konzernchefs seien bemüht gewesen, die Kontroversen mit Trump zu entschärfen. "Es ist sehr gut, hier zu sein", zitierte Bloomberg Apple-Chef Tim Cook aus einer Abschrift des Treffens. "Ich blicke der Möglichkeit entgegen, mit dem neugewählten Präsidenten darüber zu sprechen, wie wir helfen können, einige der angestrebten Dinge zu erreichen." Laut New York Times hat Trump die IT-Manager gefragt, ob sie mit Datenanalysen die Verschwendung öffentlicher Mittel aufdecken und stoppen könnten.

Die Konzernchefs könnten durchaus gemeinsame Interessen mit Trump finden: Die IT-Firmen machen sich schon lange für eine Steuerreform stark. Vor allem geht es darum, dass für die Auslandsgewinne ein niedrigerer Steuersatz als die aktuellen 35 Prozent gilt. Die Steuern werden fällig, wenn das im Ausland bereits besteuerte Geld in die USA kommt – also stapeln sich Milliarden im Ausland. Allein Apple sitzt auf einem Geldberg von über 230 Milliarden US-Dollar (rund 216 Milliarden Euro), von denen sich über 90 Prozent außerhalb der USA befinden. Trump hatte die Technik-Konzerne im Wahlkampf aufgefordert, mehr Produktion in die Heimat zu bringen.

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Das Treffen in New York war mit Spannung erwartet worden, weil das Verhältnis mehrerer IT-Chefs mit Trump während des Wahlkampfs schwierig war. Einige Unternehmen und ihre Beschäftigten hatten deutlich gezeigt, dass sie eine Präsidentin Clinton favorisieren würden. Vor allem hatten sich Trump und Amazon-Chef Bezos, dem auch die Trump-kritische Washington Post gehört, in den vergangenen Monaten gegenseitig attackiert. Der prominenteste Unterstützer Trumps war der Internet-Investor und Mitgründer des Bezahldienstes Paypal, Peter Thiel, der auch das Treffen am Mittwoch mit eingefädelt hatte.

Besonders das Fehlen eines Firmenchefs fiel allerdings auf. Der Chef und Mitgründer von Twitter, Jack Dorsey, durfte laut Politico nicht an dem Treffen teilnehmen, da Twitter sich während des Wahlkampfs geweigert haben soll, ein Emoticon neben "CrookedHillary" (etwa "korrupte Hillary") zu setzen – passend zu dem viel benutzten Hashtag. Trump nutzt Twitter trotzdem gerne weiter und hat durch seine Tweets schon einige Aktienkurse ins Wanken gebracht.

An dem Treffen nahmen auch drei der Trump-Kinder teil: Ivanka, Donald Jr. und Eric. Ihre Anwesenheit bei offiziellen Treffen von Trump wird wiederholt als Interessenkonflikt kritisiert. Der ebenfalls teilnehmende Trump-Schwiegersohn Jared Kushner soll hinfort zu vierteljährlichen Sitzungen laden. Dabei werde es um Bildungs- und Einwanderungsthemen gehen. Im Anschluss an das große Treffen am Mittwoch erhielten Tim Cook (Apple) und Elon Musk (Tesla Motors) noch eine Privataudienz bei Trump.

Thiels Einladung zu Trump gefolgt waren außerdem Larry Page und Eric Schmidt (beide Alphabet), Jeff Bezos (Amazon), Chuck Robbins (Cisco), Sheryl Sandberg (Facebook), Ginni Rometty (IBM), Brian Krzanich (Intel), Satya Nadella und Brad Smith (beide Microsoft), Safra Catz (Oracle) und Alex Karp (Palantir Technologies). (mit Material der dpa) / (kbe)