Online-Radios sind offline

Wegen möglicher Zusatzhonorare für die Werbespot-Sprecher schalten viele US-Radiostationen ihre Web-Streamings ab.

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Von
  • Holger Dambeck

Viele US-amerikanischer Radiosender, die ihr Programm auch als Stream im Internet verbreiten, haben in den letzten Tagen ihr Online-Angebot gestoppt. Bei Clear-Channel-Stationen wie KFI Talk Radio und KMEL hip-hop kommt statt des Radio-Streams eine lapidare Erklärung: "Aufgrund ungeklärter Rechtsfragen ... sind wir und unsere Werbekunden gezwungen, unseren Service vorübergehend abzuschalten." Weiter heißt es, man suche gemeinsam mit den Werbekunden und der Recording Industry Association of America (RIAA) nach einer Lösung, um so bald wie möglich das Streaming wiederaufzunehmen.

Hintergrund der Abschaltung ist diesmal nicht der Streit über Lizenzgebühren, sondern über die gesendete Werbung. Große Werbeagenturen hatten die Radiostationen gebeten, über Antenne gesendete Radiospots nur mit ausdrücklicher Genehmigung via Internet-Stream zu verbreiten. Die Agenturen verwiesen dabei auf Verträge mit den Schauspielern. Diese würden für das Sprechen der Spots zwar bezahlt, hätten bei einer zusätzlichen Online-Nutzung aber Anspruch auf ein Extra-Honorar. Dafür sollten nach Auffassung der Agenturen die Radiostationen aufkommen. Die Radiostationen arbeiten inzwischen an Lösungen, um unerwünschte Werbespots im Stream auszublenden.

Mit Lizenz-Gebühren für online verbreitete Musik beschäftigt sich derzeit das U.S. Copyright Office. Die Behörde hatte Anfang Dezember entscheiden, dass Internet-Radios an die Musikindustrie prinzipiell Lizenzgebühren zahlen müssen, aber keine konkreten Zahlen festgelegt. Die National Assoication of Broadcasters (NAB) und weitere Stationen klagten daraufhin vor einem Bezirksgericht in Pennsylvania gegen die Einführung der Gebühren für Internet-Radios. (hod)