Bundestagsstudie warnt vor Social Bots

Meinungsroboter im Internet vergiften laut einer Studie des Bundestags nicht nur die politische Debattenkultur im Internet, sondern können bei einer Wahl im Falle unklarer Mehrheitsverhältnisse das Zünglein an der Waage sein.

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Bundestag
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Meinungsroboter im Internet vergiften nach einer Bundestagsstudie nicht nur die politische Debattenkultur, sondern können bei knappen Mehrheiten auch Wahlergebnisse beeinflussen. Das berichten die Zeitungen der Funke-Mediengruppe. Die sogenannten Social Bots hätten "das Potenzial, das Vertrauen in die Demokratie zu unterlaufen", heißt es in einem Bericht des Büros für Technikfolgenabschätzung beim Bundestag.

Die Gesellschaft könne zudem in Krisenzeiten destabilisiert und verunsichert werden, warnen die Wissenschaftler den Blättern zufolge. "Es besteht die realistische Gefahr, dass in akuten Krisensituationen gezielt Verwirrung gestiftet wird. Insbesondere terroristische Gruppierungen wären in der Lage, dieses Potenzial auszunutzen."

Die Social Bots waren im Wahlkampf um die US-Präsidentschaft in die Diskussion geraten. Die Lager von Trump und Clinton sollen gezielt Meinungsroboter genutzt haben, um eine größere Anhängerschaft vorzutäuschen. Auch im Ukraine-Konflikt und in der Diskussion um einen möglichen Brexit spielten Social Bots eine Rolle.

Für den Bundestag sind Social Bots vor allem im Hinblick auf die bevorstehende Bundestagswahl am 24. September interessant. Die Grünen haben bereits eine Anmeldepflicht für Social Bots gefordert. Die Unionsfraktion brachte eine Kennzeichnungspflicht ins Spiel. Ale Bundestagsparteien erklärten, im Wahlkampf keine Social Bots einsetzen zu wollen.

Über den tatsächlichen Einfluss, den Computer-generierte Beiträge in sozialen Netzwerken ausüben können, gebe es laut Studien-Autoren noch kaum verlässliche Erkenntnisse. Meinungsroboter können aber Extremmeinungen betonen, gemäßigte Meinungen marginalisieren und den Aktienwert von Falschmeldungen gezielt nach oben oder nach unten treiben.

Das Büro für Technikfolgenabschätzung ist eine wissenschaftliche Einrichtung zur Beratung des Bundestags. Es lässt seit Oktober die gesellschaftliche und politische Relevanz von Computerprogrammen untersuchen, die in sozialen Netzwerken massenhaft maschinell erstellte Beiträge verbreiten. Der Bericht gibt den Funke-Zeitungen zufolge die ersten Ergebnisse wieder. (mit Material von dpa) (akr)