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HTC will Vive mit 14 Milliarden US-Dollar zum Holodeck ausbauen

HTC und Valve planen ein komplettes Ökoystem für VR, inklusive Arcade-Hallen, Abo-Flatrates und Mobil-Angeboten. Auf der GDC skizzierten sie ihr Konzept.

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HTC will Vive mit 14 Milliarden US-Dollar zum Holodeck ausbauen
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Inhaltsverzeichnis

Für HTC und Valve ist die Vive viel mehr als eine VR-Brille. Sie wollen ihr System zu einem kompletten Holodeck ausbauen. Dazu gehören neue Hardware-Erweiterungen wie der VR-Tracker und eine kabellose Verbindung des HMDs, aber auch neue Software- und Vermarktungskonzepte. HTC und Valve wollen die Entwicklung nicht allein stemmen, sondern haben mit knapp 50 weiteren Investoren die Virtual Reality Venture Capital Alliance (VRVCA) gegründet, die mit einem Venture-Kapital von 14 Milliarden US-Dollar neue VR-Projekte fördern will. Dazu gehören beispielsweise der im zweiten Quartal für 250 US-Dollar auf den Markt kommende Vive-Adapter zur kabellosen Übertragung, der von TPCast entwickelt wurde, aber auch Software-Anwendungen und Middleware. Die Fördersummen für einzelne Firmen würden bis zu 500.000 US-Dollar betragen.

Vive soll künftig auf drei Säulen stehen: Anwendungen für den PC im Heimbereich, mobile VR-Anwendungen und VR-Arcade-Hallen. Auf der GDC in San Francisco stellte HTC die einzelnen Bausteine genauer vor.

So habe man mit Viveport inzwischen eine eigene Online-Plattform abseits von Steam etabliert. Viveport wurde in erster Linie für den chinesischen Markt konzipiert, auf dem Steam nicht erhältlich ist. Viveport soll Steam ergänzen und sei nicht als Konkurrenzgeschäft konzipiert. Geplant ist, dort ein Abo-Modell zu implementieren, das von Anwendern weltweit genutzt werden kann. Anwender zahlen 7 Dollar pro Monat und können fünf VR-Spiele einen Monat lang spielen. Nach einem Monat können sie die fünf Slots mit den gleichen oder mit anderen VR-Titeln bestücken. Dazu gehören nicht nur Spiele, sondern auch Lernprogramme oder Produktiv-Software, die Viveport neben Spielen anbieten will.

Smartphones dienen zusammen mit dem Vive Tracker als kleine Fenster, die Mitspielern Einblicke in die VR-Welt gewähren.

(Bild: heise)

Derzeit sammelt HTC Anmeldungen von Entwicklern, die ihre VR-App für Viveport Subscription freigeben. Der Dienst soll Herstellern zusätzliche Einnahmen erschließen und sie können frei entscheiden, wann und für wie lange ihr Titel im Abo erhältlich sein soll. So könne man den Dienst zum Test von Beta-Programmen nutzen oder aber für ältere Katalogtitel. Spieler sollen den Abo-Dienst "in einigen Wochen" buchen können.

Dem Viveport für Desktop-Programme steht eine mobile Version für Android-Smartphones gegenüber. Auch diese sei primär für den chinesischen Markt vorgesehen, auf dem es keinen Google Play Store gibt. Damit Entwickler mobiler VR-Anwendungen ihre Programme in China leichter verkaufen können, soll der Viveport ihnen eine einheitliche Verkaufsplattform anbieten.

Für Betreiber von VR-Spielhallen ist Viveport Arcade gedacht. Hier können kommerzielle Anbieter Rechte erwerben, um VR-Spiele gegen Eintritt öffentlich anzubieten. Die Gebühren, die die Arcade-Betreiber an HTC zahlen, betragen 10 Euro pro Spieler und Stunde. Die Einnahmen will sich HTC mit den Entwicklern der Spiele 50/50 teilen. Endkunden zahlen deutlich höhere Preise, die je nach Betreiber unterschiedlich ausfallen. In Deutschland verlangt Holocafe beispielsweise 12 Euro pro 20 Minuten. Von HTC seien etwa 400 Titel auf Viveport für Arcade-Hallen freigegeben

In Viveland in Taipeh probiert HTC neue Arcade-Konzepte für VR aus.

(Bild: HTC)

HTC selbst betreibt einen Shop namens Viveland in Taipeh, in dem immer wieder neue Arcade-Spiele und Spiel-Arenen getestet werden. Dort kämen auch neue Hardware-Elemente wie der Tracker oder die Funkübertragung des Vive-Headsets zum Einsatz. Der Tracker kann als Sensor an beliebigen Gegenständen befestigt werden. HTC hob beispielsweise die Möglichkeit hervor, den Tracker mit einem Smartphone zu verbinden. Das Smartphone könne dann als eine Art Fenster in den VR-Raum für Mitspieler genutzt werden, die über den Smartphone-Screen sehen, was in der VR-Welt des Vive-Trägers passiert.

Nach Umfragen unter Entwicklern auf der GDC ist die HTC Vive nicht nur das am meisten unterstützte VR-System (vor Oculus Rift und Playstation VR), sondern könne auch mit den meisten exklusiven Titeln aufwarten. Dies sei paradox, weil HTC und Valve im Unterschied zu einigen Konkurrenten von keinem Entwickler Exklusiv-Verträge verlangen würden. Die Gründe sind in dem offenen Entwicklermodell zu suchen. Jede einzelne Vive sei zugleich auch ein Developer-Kit mit dem der Anwender gleich loslegen könne, eigene VR-Software zu entwickeln. Unterstützung erhielten Start-ups beispielsweise durch das Förderprogramm Vive X.

Tischtennis in "VR Sports" fühlt sich dank der akkuraten Ballphysik erstaunlich realistisch an.

(Bild: HTC)

Besonders gute Entwickler nimmt HTC in ihren Vive Studios unter die Fittiche. In kürze sollen sie erste VR-Spiele auf den Markt bringen. Auf der GDC konnten wir "VR Sports" ausprobieren. Das Spiel simuliert Tennis und Tischtennis. Letzteres überzeugte durch eine besonders realistische Ballphysik, die laut Entwickler 10.000 mal pro Sekunde berechnet wird. Das sorgte für ein sehr realistisches Spielgefühl, bei dem man den Ball mit verschiedenen Topspin oder Unterschnitt-Varianten spielen konnte.

(hag)