Mit dem Pitbike auf der Kartbahn fahren

Klartext: Taking the pit out of pitbike

Es klingt nach einer bescheuerten Idee: Kartbahn mit Pitbike. Es IST auch eine bescheuerte Idee, und wie viele bescheuerte Ideen bringt sie eine Menge Spaß. Man darf nur nicht zu stark optimierem am Pitbike

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Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Clemens Gleich

Man muss zu neuen Erfahrungen tendenziell „Ja“ sagen, gerade weil unser aller Gewohnheitstier mit zunehmendem Alter immer mehr Gefallen am „Nein“ zu allem Unbekannten findet. Deshalb schlief ich diesen Samstagmorgen nicht aus, sondern stieg auf die Duke, um zu einer Kartbahn zu fahren. Der Kollege Horst Graef plant, dort in naher Zukunft Fahrtage anzubieten, an denen erwachsene Menschen statt in Gokarts auf diesen kleinen Pitbikes herumfahren, auf denen sonst nur Kinder (von 8 bis 82 Jahren Lebensalter) in den Boxengassen dieser Welt herumwheelen, bis der Vergaser vollläuft.

Da ich zur Anfahrt eh Motorradsachen trug, nahm ich den Hinweis „Kombi anziehen“ nicht ernst, ebensowenig wie den Veranstaltungsbeginn. Wenn man mir sagt „so ab Neun, aber man kann kommen, wann man will“, dann höre ich nur den letzten Teil. Das war fast ein bisschen schade, weil die „Kart-Fun“-Halle eine interessante Streckenführung hatte und sehr nette Leute da waren.

Die Idee, da mit Pitbikes herumzufahren, statt mit, sagen wir: kleinen 125er-Supermotos, die schien mir eher hirnrissig. Wie man da schon draufsitzt! Affe. Schleifstein. #Nuffsaid. Abgelehnt. Dann fuhr ich aber doch noch mal ein paar Runden. Das änderte meine Meinung ins Gegenteil. Ja, ich bin sehr leicht beeinflussbar. Aber der Punkt ist: Alles, was dir ein großes Motorrad so über dein Fahr(nicht)können erzählt, schreit dir dieses kleine Krapfenkrad zehnmal so laut ins Ohr.

Ein bisschen kacke ist super

Zunächst einmal sitzt du auf einem Pitbike drauf wie auf dem Fahrrad deiner Tochter: Mit dem rechten Willen ist schon eine Fortbewegung möglich, allerdings nur unter Verzicht auf das Grundrecht der Menschenwürde im Anblick. Auf dem kleinen Bock muss Entspannung herrschen, sonst lenken Körperteile mit, die das niemals tun sollten. Dass sie das überhaupt so prononciert tun, liegt am sehr geringen Fahrzeuggewicht. Was am 200-kg-Superbike mit auf Speed gyroskopisch festzementierter Lenkung gar nicht als Fehler auffallen kann: Das Pitbike buckelt dir ein Protokoll mit jeder noch so kleinen Zuckung darin. Die Reifen (Heidenau K80 SR) funktionierten. Den Rest musste der Fahrer zum Funktionieren bringen.

Verstärkt wird das dadurch, dass diese kleinen Motorräder ein Fahrwerk haben, über das es eigentlich nur zu sagen gibt: „wahrscheinlich vorhanden“. Die Gabel federt wie ein Kinderpogostick. Ob sie auch dämpft, weiß man nicht so recht. Auf den schweren Kalibern sinkt das Fahrwerk in einen Kinderchopperbereich, der die sowieso nicht besonders lang durchdachte Geometrie komplett verhunzt. Der dritte Gang könnte auf der Kartstrecke überall passen, tut es aber um ein Muggaseggele nicht, wie der Schwabe sagt. Und das alles ist nicht nur egal, sondern ich behaupte, es definiert den Spaß daran, auf bescheuerten kleinen Clownsmotorrädern zu fahren.

Am Ende Diskussionsrunde: Was könnte man besser machen? Es kam aus ganz verschiedenen Fahrkönnens-Schichten der Wunsch nach einem besseren Fahrwerk und besserer Ergonomie. Alte Racing-Denke halt: Bisschen was geht immer. Das verwunderte mich etwas, denn wenn man diese Logik weiterdenkt: Am besten sollte das Motorrad auch größere Räder haben, sagen wir: 17 Zoll. Dann natürlich entsprechend mehr Radstand. Höherer Sitz. Etwas größerer Motor. Breiterer Lenker. Am Ende aller nötigen Verbesserungen stünde da ein ganz normales Motorrad. Aber der Witz wäre wegoptimiert. (cgl)