USA: E-Autos auf der Kriechspur

Das Auslaufen von Subventionen und Druck durch die Trump-Regierung könnten dazu führen, dass der E-Auto-Boom in Amerika ins Stocken gerät.

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Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Jamie Condliffe

Eigentlich sieht sie rosig aus die Zukunft batteriebetriebener Fahrzeuge. Die Autohersteller bringen mehr und mehr Stromer auf die Straße – auch solche, die lange nur auf Verbrenner gesetzt haben. Und weil die Preise für Akkus weiter sinken, können die Produzenten E-Autos zu günstigeren Konditionen anbieten, wie man an Modellen wie dem Renault Zoe, dem kommenden Tesla Model 3 oder dem Opel Ampera-e sehen kann.

Doch nicht in allen Märkten gibt es gute Nachrichten. In den USA könnten veränderte Regelungen auf Bundes- und Staatenebene dazu führen, dass die Nachfrage bei den Stromern ins Bodenlose fällt. Grund ist auch die neue Regierung unter Donald Trump – und die guten Wahlergebnisse für die Republikaner in diversen Bundesstaaten. Steuererleichterungen und E-Auto-Prämien sind bei den Konservativen verpönt. Bundesstaaten wie Tennessee, Illinois und Pennsylvania haben ihre bestehenden Elektroauto-"Incentives", die oftmals Tausende Dollar wert sind, bereits auslaufen lassen. Das bedeutet, dass es die Förderprogramme für Stromer mittlerweile nur noch in 16 von vormals 25 Staaten gibt. Andere Regionen der USA könnten bald folgen: Auch die Gesetzgeber in Colorado und Utah versuchen derzeit, Steuererleichterungen für E-Autos zu streichen.

Derzeit variieren die Stromer-Subventionen von Bundesstaat zu Bundesstaat stark. In Louisiana gibt es beispielsweise bis zu 9500 Dollar, in Colorado 5000. In New Jersey und Washington D.C. spart man die lokale Mehrwertsteuer und die sonst auf Autos erhobene Luxussteuer. Hinzu kommen die 7500 Dollar an Steuererleichterungen für neue E-Autos, die die US-Bundesregierung springen lässt. Doch die könnte wiederum direkt von der Trump-Regierung einkassiert werden – es gibt bereits erste Anzeichen dafür.

Diejenigen, die für ein Ende der E-Auto-Prämien argumentieren, sagen, es handele sich nur um ein "Geschenk für die Reichen", denn die seien schließlich derzeit der einzige echte Markt für die Hersteller von Elektrofahrzeugen. Und tatsächlich ist etwa das Tesla Model S preislich nur etwas für ehemalige Fahrer von Oberklassemodellen von Mercedes oder BMW – auch wenn man mit den Prämien ein wenig spart. Doch werden die Steuererleichterungen und Subventionen weiter beschnitten, dürfte die Nachfrage auch bei "normalen" Endkunden wieder nachlassen, denn auch die billigeren Stromer wären betroffen.

Unter Donald Trump droht E-Auto-Verfechtern auch noch anderes Ungemach: Das Team des neuen Präsidenten hat bereits angekündigt, Pläne umzusetzen, die die von der Obama-Administration beschlossenen strikten Benzinsparregelungen für Neufahrzeuge außer Kraft setzen würden. Damit fällt dann auch die Motivation für die Autohersteller weg, E-Autos als Ausgleich für spritfressende PS-Monster herzustellen.

Im letzten Jahr berichteten Bloomberg New Energy Finance und die Beratungsfirma McKinsey von Schätzungen, wonach bis 2030 zwei Drittel aller Autos auf den Straßen einiger reicher Städte der USA elektrisch unterwegs sein könnten. Die Marktforscher warnten allerdings, dass die Annahme von E-Autos sich deutlich verlangsamen würde, sollte es weniger regulative Anreize durch den Staat geben. Denn genau die heizen das Kundeninteresse mit an.

In vielen Teilen Europas scheint die Entwicklung anders auszusehen als in den USA. Dort will man strikte neue Regelungen einführen, besonders stark verschmutzende Fahrzeuge von der Straße zu holen – inklusive Dieselverboten für Großstüdte. Gleichzeitig versuchen Regierungen und E-Auto-Lobny, den Bau von Ladestationen zu forcieren. Sollte sich der Trend zum Stromer in den USA umkehren, würde wohl die EU den Führungsstab übernehmen. (bsc)