Farbenrausch auf Speed

Performance, aber schwach im Rennen: die BMW Art Cars

Kunst und Automobile kommen nur selten zusammen. Dass es auch anders geht, zeigt BMW seit über 40 Jahren mit Hervé Poulains Art Cars, in denen Speed, Sound und Farben zu einer Performance im künstlerischen Sinn verschmelzen

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Von
  • Stefan Grundhoff
Inhaltsverzeichnis

Glückliche Rennfahrer sehen anders aus. Als BMW-Rennfahrer Bill Auberlen sich aus dem weißen M6 GTLM mit den unscheinbaren Punktlackierungen herausschälte, fiel ihm ein Lächeln sichtlich schwer. Und auch den anderen Werkspiloten Alexander Sims, Augusto Farfus und Bruno Spengler sah man an, dass die 24 Stunden von Daytona in diesem Jahr nicht nach ihrem Geschmack gelaufen waren. Platz acht im Dauerregen ohne eine reale Chance auf Podium oder gar den Sieg. Was half ihnen, dass der M6 mit der Startnummer 19 den Schriftzug „FAST” auf der linken Tür trug?

Schnell waren bei dem traditionsreichen Regenrennen rund um die Uhr andere – Ford, Ferrari und Porsche. Wieder kein Sieg für ein Art Car. So spektakulär die bemalten Autos seit der ungewöhnlichen Initiative von Auktionator und Rennfahrer Hervé Poulain vor über vier Jahrzehnten durch die Kunstszene donnern – auf den Rennstrecken dieser Welt lahmen sie zumeist – wie zuletzt in Daytona. Während das Modell mit der laufenden Nummer 18 derzeit von der chinesischen Künstlerin Cao Fei bemalt und Ende Mai feierlich in Peking enthüllt wird, hat Nummer 19 bereits in Daytona die Zielflagge gesehen.

Der weiße BMW M6 GTLM erregte bei seiner Rennpremiere in Ende Januar kaum Aufsehen. Das lag zum einen an dem aus Sicht der Zuschauer allzu zurückhaltenden Design und zum anderen daran, dass der BMW in dem Regenrennen im Hochgeschwindigkeitsoval niemals seinen Stempel aufdrücken konnte. Platz acht in der hart umkämpften GTLM-Serie bei den 24 Stunden von Daytona hätte für Szenenapplaus wohl noch ausgereicht, wenn der Rennwagen ähnlich spektakulär wie das letzte Art Car gewesen wäre.

2010 hatte Künstler Jeff Koons einen BMW M3 GT2 gestaltet, der vielen Motorsportfans mit seiner bunten Bemalung noch nach Jahren des 2010er-Le-Mans-Rennens in stimmungsvoller Erinnerung geblieben ist. Er schaffte es in die Köpfe der Fans an der Sarthe, jedoch ebenfalls auf kein Podest.

„Das schnellste Kunstwerk, das ich geschaffen habe.”

Doch der weiße BMW M6 GTLM mit ein paar bunten Punkten auf Dach, Frontschürze und Heckdeckel fiel in dem Hochgeschwindigkeitsoval von Daytona neben Ford GT, Ferrari 488 GTB und Porsche 911 RSR kaum nennenswert ins Auge. Gestaltet hat Art Car Nummer 19 der 84jährige US-Künstler John Baldessari. „Jeder hat alles gegeben, und das freut mich riesig. In Daytona herrscht ein harter Wettbewerb”, so Baldessari, „mein Auto hat sich jetzt seine Sporen verdient und sich auf der Rennstrecke als das schnellste Kunstwerk bewiesen, das ich je geschaffen habe.”

Unterwegs mit einem rasenden Kunstwerk ist auch für die Piloten nicht an der Tagesordnung. „Nein, man fährt den Wagen im Rennen nicht anders, als ob es sich um einen normalen Rennwagen handelt”, erklärt Werkspilot Bill Auberlen, „wenn Du einsteigst, weiß Du natürlich, dass es ein Kunstwerk ist, doch schon im Training gehst Du natürlich ans Limit. Ändert aber nichts daran, dass man erleichtert ist, wenn man den Rennwagen wohlbehalten wieder zurück in die Box gebracht hat.“