Start-ups wollen elektrisch fliegen
In etwa zehn Jahren soll es soweit sein: Mehrere neue und etablierte Unternehmen arbeiten an elektrisch angetriebenen Flugzeugen. Ohne Durchbruch in der Batterie-Technologie dĂĽrfte daraus aber nichts werden.
- Jamie Condliffe
Schnallen Sie sich an, klappen Sie die Tisch am Sitz hoch – und prüfen Sie, ob die Batterien geladen sind. So ungefähr könnte in Zukunft die Checkliste vor dem Start eines Flugzeugs aussehen, wenn die Pläne einiger mutiger Start-ups aufgehen: Innerhalb eines Jahrzehnts wollen sie elektrische Passagierflugzeuge bauen.
Fliegende Buslinie mit Elektroflugzeugen
Zunum Aero, hinter dem Boeing und JetBlue stehen, kündigte vergangene Woche den Bau einer Flotte von Elektroflugzeugen an, die jeweils 10 bis 50 Menschen bis zu 1100 Kilometer weit befördern können. Zunum will von wenig genutzte Flughäfen in den USA aus effizientere Regionalflüge anbieten – eine Art fliegende Buslinie. Die Flüge sollen Anfang der 2020er Jahre beginnen.
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Ähnliche Pläne verfolgt Wright Electric, herangezogen bei dem Inkubator Y Combinator. Wie das Unternehmen im März mitteilte, sollen seine Flugzeuge größer sein und 150 Menschen bis zu 500 Kilometer weit befördern. Das würde beispielsweise für Flüge von London nach Paris reichen. In zehn Jahren soll es so weit sein.
Konkurrenz im Luftverkehr
Die Start-ups müssen mit Konkurrenz von größeren etablierten Anbietern rechnen. Boeing hat bereits mit einem von Brennstoffzellen angetriebenen Kleinflugzeug experimentiert. Und der deutsche Konzern Siemens hat mit seinem Extra 330LE in der vergangenen Woche einen Geschwindigkeitsrekord aufgestellt.
Die Elektroflieger kommen (9 Bilder)

(Bild: Zunum Aero)
Bis vor Kurzem war auch noch der Flugzeughersteller Airbus dabei, der mit seinem batteriebetriebenen Zweisitzer E-Fan vor etwa zwei Jahren rein elektrisch über den Ärmelkanal geflogen war. Doch unterdessen wurde bekannt, dass der E-Fan nicht mehr weiter entwickelt wird.
Weniger Emissionen durch Elektroflugzeuge
Die Ziele, die mit Elektroflugzeugen verfolgt werden, sind trotzdem wichtig. Die weltweite Luftfahrtbranche ist für ähnlich viele Treibhausgas-Emissionen verantwortlich wie ganz Deutschland. Insofern wäre selbst die Umstellung des Regional-Flugverkehrs auf Strom nur eine kleine Hilfe für den Planeten. Aber elektrische Flugzeuge machen auch weniger Lärm als konventionelle, so dass die Anwohner der relativ ruhigen Regionalflughäfen, von denen aus Zunum fliegen will, nicht allzu sehr gestört werden dürften.
Zunum wie Wright setzen auf Fortschritte in der Batterietechnologie, um ihre Pläne umsetzen zu können. Wie berichtet, ist die Technologie für kleine Elektroflugzeuge mit zwei bis vier Plätzen besser geworden, so dass diese Idee nicht mehr so weit hergeholt erscheint wie früher. Flugzeuge für 50 Personen und mehr aber sind eine schwierigere Herausforderung, weil sie weitaus mehr Energie benötigen. Solarmodule sind dabei kaum eine Hilfe: Zwar wurden sie genutzt, um ein spezielles Leichtflugzeug einmal um die Erde zu bringen, doch für größere Flugzeuge sind sie in der Praxis ungeeignet.
Hybridtechnologien fĂĽr den Luftverkehr
Realistisch gesehen, werden also bessere Batterien gebraucht, damit rein elektrische Flugzeuge abheben können. Große Fortschritte lassen jedoch auf sich warten, und wann es damit wirklich weitergeht, ist offen. Wenn es keinen echten Durchbruch gibt, könnten Zunum und Wright gezwungen sein, mit Hybridtechnologien zu arbeiten, die nur einen Teil der von den Unternehmen versprochen Vorteile bieten.
(sma)