Trumps Kehrtwende bei Offshore-Windkraft

Der neue US-Präsident Donald Trump hat sich in der Vergangenheit nicht als Freund von erneuerbaren Energien gezeigt. Trotzdem setzt seine Regierung offenbar massiv auf Windenergie aus dem Meer.

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Von
  • Michael Reilly
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Bevor Donald Trump zum US-Präsidenten gewählt wurde, hielt er nicht viel von Offshore-Windkraft. Viel wurde über seinen Kampf gegen einen Windpark berichtet, der seiner Meinung nach die Aussicht von seinem Luxus-Golfplatz in der schottischen Aberdeen Bay ruiniert. Und kurz vor seinem Amtsantritt traf Trump noch den mächtigen britischen Rechtspolitiker Nigel Farage und ermunterte ihn, gegen die Entwicklung von Windparks in Großbritannien zu kämpfen.

Nachdem die Trump-Regierung mittlerweile im Amt ist, scheint sich die Lage jedoch zu verändern. Laut einem Bericht von Climate Central bietet das Innenministerium derzeit große Flächen vor der Ostküste der USA zur Verpachtung an und sorgt dafür, dass bekannt wird, wenn neue Verträge abgeschlossen werden. "Das ist ein großer Erfolg", sagte Innenminister Ryan Zinke zum Beispiel im März, nachdem das spanische Unternehmen Avangrid 9 Millionen Dollar Pacht für 50.000 Hektar vor der Küste von North Carolina bezahlt hatte. Der Sinneswandel vollzieht sich vor dem Hintergrund der Tatsache, dass Offshore-Windkraft in den USA im vergangenen Jahr endlich in Schwung gekommen ist, nachdem vorher jahrelang nur davon gesprochen wurde.

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Der erste laufende Offshore-Windpark des Landes, liefert Strom hauptsächlich für die Bewohner der winzigen Insel Block Island. Im Vergleich mit großen Anlagen in Europa, die seit Jahren am Netz sind, ist er nicht sehr beeindruckend. Doch er scheint die Dinge ins Rollen gebracht zu haben. Nach der Fertigstellung des Parks vor Block Island hat sein Entwickler Deepwater Wind eine Genehmigung für ein viel größeres Windkraftwerk vor Long Island im Bundesstaat New York bekommen. Außerdem kündigte das Innenministerium vor kurzem an, 160.000 Hektar Wasserfläche vor New England zu verpachten, nachdem Statoil und der US-Arm der deutschen PNE Wind Interesse daran gezeigt hatten.

In der Trump-Regierung soll ein Klimaskeptiker Chef der Umweltbehörde EPA werden und ein Öl-Magnat zum Außenminister, und immer wieder posaunt sie ihre Absicht heraus, die einheimische Kohleindustrie wiederzubeleben. Dass sie gleichzeitig auf Offshore-Windenergie setzt, wirkt etwas erstaunlich. Doch es gibt zwei mögliche Erklärungen dafür.

Die erste liegt in der Person von Rick Perry als Trumps Energieminister: Trotz seiner Verbindungen zur Ölindustrie hat er in seiner Zeit als Gouverneur von Texas dazu beigetragen, den Bundesstaat führend bei Windenergie zu machen. Möglicherweise erkennt er die Vorteile, wenn etwas Ähnliches im Meer vor der Ostküste geschieht.

Zweitens und vielleicht noch wichtiger: Windenergie kann viele Arbeitsplätze entstehen lassen. Laut Climate Central bietet der Sektor derzeit 100.000 Jobs in den USA, und das Bureau of Labor Statistics sagt weitere schnelle Zuwächse bis in die 2020er Jahre voraus. Als neuer Präsident, der unter anderem wegen seiner Versprechen zum Arbeitsmarkt gewählt wurde, tut Trump gut daran, sich hinter eine solche Branche zu stellen – auch wenn ihm diese Aussicht persönlich nicht gefällt.

(sma)