Im Langzeittest: Sonax Polymer Netshield

Wer Sonax-Produkte pauschal als billige Baumarkt-Ware abstempelt, tut der Firma unrecht. Zum einen bedient sie mit diesen weit verbreiteten Angeboten schlicht das Interesse einer gewissen Zielgruppe und ist so Marktführer, zum anderen hat sie durchaus auch Mittel für den professionellen Einsatz im Sortiment. Einem solchen wollen wir uns in einem Langzeittest widmen. Das Polymer Netshield (ab 18,09 €) aus der Profiline von Sonax wird schon seit längerer Zeit auch an private Autobesitzer verkauft und ist nahezu inhaltsgleich mit dem „Xtreme Protect+Shine Hybrid NPT (ab 14,11 €)“.

Kein Wachs

Dem Profiprodukt liegen im Gegensatz zu dem für Endverbraucher kein Auftragsschwamm und Microfasertuch bei. Dafür ist in der Flasche für den professionellen Einsatz mehr drin, nämlich 340 statt 210 ml. Bei richtiger Dosierung reicht der Inhalt so oder so für mehrere Autos. Es handelt sich um eine Versiegelung, nicht um ein Wachs. Der Unterschied ist ein chemischer: Eine Versiegelung geht eine Verbindung mit dem Lack ein und hält im Idealfall länger. Dafür ist die Verarbeitung mitunter etwas schwieriger. Es gibt Versiegelungen wie das bewährte Liquid Glass, die in mehreren Schichten aufgetragen werden und damit nur etwas für Menschen sind, die Lackpflege als Hobby betrachten. Ein Wachs liegt auf dem Lack und lässt sich meistens einfacher verarbeiten.

Für unseren Test dient ein Mini Cooper D, der ein Jahr alt ist und erst vor wenigen Wochen eine Aufbereitung durch einen BMW-Händler bekommen hat. Das Ergebnis dieser Behandlung unter Kunstlicht zerschmetterte meinen Plan, es bei einer gründlichen Autowäsche als einzige Vorbehandlung zu belassen. Nach der Wäsche waren diverse Ablagerungen und Kratzer zu sehen. Nun wird von den Pflegemittel-Herstellern oftmals behauptet, Wachs oder Versiegelung würden einen schönen Glanz bringen. Auch Sonax spricht von einer „intensive Farbauffrischung“. Das ist ziemlicher Unsinn, denn der Glanz kommt von einer möglichst glatten Lackoberfläche. Wachs oder eine Versieglung liefern nur die „Kirsche auf der Sahnetorte“. Das ist auch das erste Teil-Ergebnis dieses Langzeittests: Zwischen der polierten und der versiegelten Lackoberfläche gab es optisch nur geringe Unterschiede.

Politur als Vorbereitung

Im Falle unseres Testobjekts war schnell klar, dass der Weg nur über eine Politur zu dem gewünschten Ergebnis führen würde. Die glättet den Lack und schafft so eine optimale Basis für Wachs oder Versiegelung. Hat man keine Maschine zur Hand, wird das Polieren eine mühevolle Angelegenheit. Aus Erfahrung rate ich von der Abkürzung über ein Kombiprodukt, das Glanz und Schutz in einem Arbeitsschritt verspricht, trotzdem ab. Es führt weder in der einen noch in der anderen Hinsicht zu einem wirklich guten Ergebnis. Den Mini haben wir mit einer silikonfreien Politur von Petzolds zum Glänzen gebracht. Wer auf eine Politur mit Silikon setzt, hat zwar erst einmal mehr Glanz, doch Wachs oder Versiegelung haften darauf schlechter, was die Standzeit negativ beeinflusst. Im Idealfall ist der Lack vor dem Wachsen oder Versiegeln frei von Ölen oder Fetten.

Das Polymer-Netshield wird auf ein Pad, einem Schwamm nicht ganz unähnlich, aufgesprüht. Theoretisch wäre es natürlich möglich, es direkt auf den Lack zu sprühen. Doch mit einem Pad werden die Verteilung und das Dosieren einfacher. Für den Anfang empfehlen wir nur eine kleine Fläche damit zu behandeln, denn diese Versiegelung sollte nicht komplett austrocknen, sondern relativ rasch wieder abgenommen werden. Mit der Zeit bekommt man recht gut ein Gefühl dafür, wie viel Zeit zwischen Auftragen und Abnehmen eines Mittels liegen sollte. Im Falle des Polymer-Netshields waren es nur ein bis zwei Minuten. Für das Abwischen eignet sich ein weiches Microfasertuch am besten – ein altes T-Shirt ist nicht ideal, denn es ist viel härter und kann Kratzer verursachen.

Aus der Sonne

Für die Verwendung von fast alle Pflegeprodukten für den Lack sucht man sich am besten ein schattiges Plätzchen. Das gilt auch für das Polymer-Netshield. Wir haben in der lauen Sonne eines späten Apriltages ein Teil des Mini-Dachs probeweise in der Sonne verarbeitet und trotz sofortiger Abnahme des Mittels einen angetrockneten Rest gehabt, der äußerst schwer zu entfernen war. Schatten und kühler Lack sind also dringend empfohlen. Auch dann lässt sich das Polymer-Netshield allerdings nicht ganz so einfach abnehmen wie das schon erwähnte Liquid Glass oder das von mir favorisierte Wachs Collinite 476s.

Wie bei unserem Langzeit-Test mit zwei verschiedenen Felgenversiegelungen werden wir auch hier beobachten, wie sich die Versiegelung über die Zeit entwickelt. Der Mini wird dabei einen Bogen um Waschanlagen machen und nur von Hand gewaschen. Dass der erste Regen nach unserem Einsatz auf dem Mini sehr gut abperlte, besagt wenig – das schaffen fast alle Mittel halbwegs ordentlich. Die Spreu vom Weizen trennt sich erst über eine zeitliche Distanz. Sonax verspricht bis zu sechs Monate Schutz.

In einer Waschstraße ist so wenig Zeit, dass schon eine richtige chemische Keule wirken muss, um den Schmutz einigermaßen verlässlich zu entfernen. Diese Keule holt aber alle uns bekannten Wachse und Versiegelungen zuverlässig innerhalb weniger Wäschen runter. Wer sein Auto in solchen Anlagen waschen will, ist mit einem Sprühwachs am besten aufgehoben. Das ist schnell aufgetragen und schützt den Lack vor Umwelteinflüssen auch ein wenig.

Ein gutes Wachs oder eine Versiegelung schützt den Lack dagegen über Monate und erleichtert die Autowäsche enorm. Mit den richtigen Mitteln investiert man meiner Erfahrung dreimal im Jahr etwa eine Stunde zusätzlich zum Autowaschen und erhält im Gegenzug ein Lackbild, was auch nach vielen Jahren noch sehr gepflegt aussieht – selbst bei kritischen Farben wie Schwarz. (mfz)