SAP-Aufsichtsratschef verteidigt hohe Managergehälter

Der Ton war rau im Vorfeld der SAP-Hauptversammlung. Ausländische Aktionärsvertreter kritisierten die hohen Managergehälter. In Mannheim gaben sich die meisten Aktionäre zwar gewohnt harmonisch. Das Abstimmungsergebnis sprach jedoch eine andere Sprache.

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Kritik an Vorstandsgehältern bei SAP-Hauptversammlung

(Bild: dpa, Uwe Anspach)

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  • dpa

SAP-Chefkontrolleur Hasso Plattner hat trotz harscher Kritik ausländischer Aktionäre die hohen Managergehälter bei dem Softwarekonzern verteidigt. "Die Vorstandsvergütung muss mit Blick auf unsere globalen Konkurrenten international wettbewerbsfähig sein», sagte der SAP-Mitgründer am Mittwoch in Mannheim. Zu den Wettbewerbern gehören US-Konzerne wie Microsoft und Oracle.

Ausländische Aktionärsvertreter hatten die Vergütungsstruktur im Vorfeld der Hauptversammlung kritisiert. "Wir werden gegen die Entlastung des Aufsichtsrats stimmen, weil wir erhebliche Bedenken bezüglich des Vergütungssystems haben und diese vom Aufsichtsrat ignoriert wurden", sagte Hans-Christoph Hirt vom britischen Investor und Aktionärsvertreter Hermes dem Spiegel. Auch die einflussreiche Aktionärsvertretung Institutional Shareholder Services (ISS) empfahl ihren Kunden, die Entlastung zu verweigern. Die Forderung hatte fast Erfolg: Die Entlastung fiel mit einem Votum von 50,49 Prozent der Stimmen denkbar knapp aus. Üblicherweise werden Aufsichtsräte mit mehr als 90 Prozent entlastet.

Stein des Anstoßes sind die 14 Millionen Euro, die SAP-Chef Bill McDermott laut Vergütungsbericht für das Jahr 2016 zugesprochen bekam - soviel wie kein anderer Chef eines Dax-Konzerns. Grund ist vor allem die am Aktienkurs orientierte langfristige variable Vergütung, auf die der SAP-Chef allerdings bis zu vier Jahre warten muss.

Der große Knatsch auf der Hauptversammlung in Mannheim blieb allerdings aus. Christiane Hölz von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) betonte, sie hätte sich etwas mehr Gespür und eine bessere Einbettung in das deutsche Gehaltsgefüge gewünscht. Auch die Darstellung im Geschäftsbericht sei nach wie vor unverständlich: "Schreiben Sie den Vergütungsbericht so, dass der Aktionär ihn verstehen kann."

Anteilseigner hatten schon auf der Hauptversammlung im vergangenen Jahr das neue Vergütungssystem der SAP kritisiert, die Zustimmung dazu fiel mit 55 Prozent äußert knapp aus. Plattner gelobte Besserung bei der Beschreibung: "Ich verstehe die Kritik, dass das kompliziert ist." Da die Grundstruktur der Vorstandsgehälter 2016 aber nicht infrage gestellt worden sei, habe man auch nichts geändert.

In diesem Jahr lässt SAP über die Vorstandsvergütung nicht abstimmen. Die Aktionäre konnten aber ihre Kritik über die Entlastung der Aufsichtsräte äußern, die das Vergütungssystem mit verantworten. Unmittelbare rechtliche Folgen hätte die Verweigerung der Entlastung nicht gehabt, sie schadet aber dem Ruf der Kontrolleure und könnte die Basis für Schadenersatzforderungen bilden. (jam)