Cube Tech Fair: Zum Abschluss rockt Steve Wozniak das Haus

Am Freitag ist nach drei Tagen die neue Startup-Messe Cube Tech Fair in Berlin zu Ende gegangen. Mit dem Ehrengast Steve Wozniak wurde es nochmal richtig voll.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 14 Kommentare lesen
Cube Tech Fair: Zum Abschluss rockt Steve Wozniak das Haus
Lesezeit: 5 Min.
Inhaltsverzeichnis

Überraschung für Steve Wozniak: Der Erfinder des Apple-Computers und Mitgründer des gleichnamigen Unternehmens ist eigentlich in Berlin, um auf der Cube Tech Fair den mit einer Million Euro dotierten Startup-Preis zu auszuloben. Doch kurz vor der Verleihung am Freitagnachmittag steht plötzlich Tagesspiegel-Herausgeber Sebastian Turner mit einem Smartphone auf der Bühne. Er will Wozniak auf die andere Seite der Stadt entführen.

An diesem 12. Mai – dem Tag, an dem Konrad Zuse 1941 seine Z3 erstmals vorgestellt hat – tagt auf der anderen Seite der Stadt die Konferenz "Digital Future", die der Tagesspiegel zusammen mit dem Zuse Institut veranstaltet. Zum 75. Jahrestag der Z3 im vergangenen Jahr hatte das Zuse Institut 75 Computerpioniere in die "Hall of Fame des Digitale Zeitalters" eingeführt, darunter auch Wozniak als Erfinder des PC.

Ein Jahr später möchte Turner die Gelegenheit nutzen, "The Woz" mit auf seine Konferenz zu nehmen, wo hunderte Computerspezialisten warten, ihm einen gebührenden Empfang zu bereiten. Woz wirkt kurz etwas überrumpelt – er ist müde und will eigentlich lieber ins Hotel. Mitgefahren ist er schließlich doch.

Auf der Cube Tech Fair sollte der Computerpionier unter den Finalisten dasjenige Startup auswählen, das den Hauptpreis von einer Million Euro erhalten wird. Drei junge Unternehmen hatten es bis ins Finale der Cube Challenge geschafft: Lokalmatador Green City Solutions, die natürliche Luftverbesserer für Großstädte bauen, NavVis aus München mit einer Lösung für 3D-Kartografie von Innenräumen, und das US-Startup Enlitic, das eine Diagnostik-Software zur Analyse von Röntgenbildern entwickelt. Wozniak entschied sich schließlich für Enlitic.

Vorher durfte Woz noch ein bisschen aus seinem bewegten Leben erzählen. Dabei ging es natürlich viel um Apple und seinen Kompagnon, den mittlerweile verstorbenen Steve Jobs. "Ich kannte zwei Steve Jobs", sagte Wozniak. Den einen, computerbegeisterten Idealisten, der alles besser machte, was er anfasst. Aber auch den schwierigen Steve Jobs, der Charakterzüge mit Donald Trump teilt - solche "die man nicht bei seinen Kindern sehen will."

Für die jungen Unternehmer in Berlin hatte Wozniak den Rat, sich für das einzusetzen, was sie begeistert. "Startups sind unsere Zukunft, da sie das Risiko auf sich nehmen, neue, unbekannte Wege zu beschreiten", sagte die Apple-Legende. Dabei sei "Wissen nicht so wichtig wie Motivation".

Nach dem Auftakt mit Hollywood-Star Robin Wright war Wozniaks Auftritt das Highlight des dritten Tags der Cube Tech Fair. Es wurde noch einmal voll im City Cube der Messe Berlin, die dieses Experiment zusammen mit Volkswagen, Bayer und Dell auf die Beine gestellt hat. Berlin sollte ein Event bekommen, auf dem Startups, die Produkte und Anwendungen mit Blick auf die Wirtschaft entwickeln, mit Vertretern aus der Industrie zusammenkommen. Rund 250 junge Unternehmen waren der Einladung gefolgt.

Darunter waren auch die sechs Teams, die im Finale des von Bayer ausgerichteten Wettbewerbs Grants4Tech antraten. Sie mussten mit einem Industrieroboter eine vorgegebene Aufgabe lösen: Ein Fass öffnen, die Tüte darin öffnen und eine Probe entnehmen, anschließend das Ganze wieder verschließen. Den Hauptpreis von 40.000 Euro konnte Team Laial aus Italien mit nach Hause nehmen. Überhaupt war Robotik eines der zentralen Themen auf der Cube Tech Fair.

Insgesamt kamen an den drei Tagen über 5000 Besucher, sagen die Veranstalter – und zeigten sich am Freitagabend sehr zufrieden. "Es ist schön, dass wir das Publikum bei unserer Premierenveranstaltung so begeistern und damit einen Beitrag für den Industriestandort Deutschland leisten konnten", sagte Organisator Torsten Oelke. Bei den anwesenden Startups war die Euphorie etwas gebremster. Bei allem Lob für die gelungene Premiere gab es auch Kritik: Einige fanden die drei Tage zu lang, zwischenzeitlich wirkte die Halle auch etwas leer.

Doch wiederkommen wollen die meisten. Nächstes Jahr soll die Cube Tech Fair wieder stattfinden. "Und wenn Berlin dann noch begreift, was es daran hat, könnte das richtig was werden", sagt ein Aussteller. Berlin war auf der Messe durch den Regierenden Bürgermeister Michael Müller (SPD) und Wirtschaftssenatorin Ramona Pop (Grüne) vertreten – beide wirken so, als würden sie sich in der Tech-Szene eher fremd fühlen. Berlin erhebt den Anspruch, ein führender europäischer Startup-Standort zu sein. Vielleicht braucht der Senat mal jemanden, der dieses Versprechen mit Leben füllen kann. (vbr)