Adieu, Intel Itanium!

Mehr als vier Jahre nach dem Itanium 9500 (Poulson) kommt nun die letzte versprochene Itanium-Version "Kittson" als Baureihe Itanium 9700.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 134 Kommentare lesen
Intel Itanium 9500 "Poulson"

(Bild: Intel)

Lesezeit: 2 Min.

Intel und HPE tragen ein teures Experiment zu Grabe: Mit der Serie Itanium 9700 erscheinen die letzten vier Varianten der mit Milliardenaufwand entwickelten Prozessorfamilie für Enterprise-Server und Mainframes. Ende 2012 waren die unter dem Codenamen Poulson entwickelten Vorgänger als Itanium 9500 erschienen. Nun endlich kommen je zwei vier- und achtkernige Kittson-Chips, die als Itanium 9720, 9740, 9750 und 9760 ihre Vorgänger Itanium 9520, 9540, 9550 und 9560 ablösen.

Außer leicht gesteigerten Taktfrequenzen sind keine weiteren Verbesserungen erkennbar. Intel erfüllt bloß noch Verpflichtungen gegenüber dem praktisch einzigen Käufer HPE und dessen Kunden, die noch Itanium-Systeme einsetzen. Schon vor drei Jahren erschienen Superdome-X- und NonStop-X-Maschinen mit Xeons statt Itaniums.

Seit Mitte der 90er-Jahre entwickelte Intel die IA64-Mikroarchitektur des Itanium mit dem Ziel, etablierte Server-Boliden wie IBM POWER, Oracle (Sun) SPARC und PA-RISC abzulösen. Das Projekt scheiterte aber an mannigfaltigen Problemen auf mehreren Ebenen: Schlechte Performance bei altem x86-Code, Mangel an Software, hartem Gegenwind der etablierten Server-Garde und nicht zuletzt an AMD64 beziehungsweise x86-64 mit heute über 99 Prozent Anteil am Server-Markt. Es half nicht einmal das 2006 gegebene Versprechen, weitere 10 Milliarden Dollar in Itanium-Entwicklungen zu stecken.

Mit dem VLIW-Konzept des Itanium hat Intel zwar eine Menge Geld verloren, aber auch viel Know-how erworben. Letztlich hinterlässt der Itanium selbst kaum direkte Spuren, einen Nachfolger gibt es nicht. Doch das ebenfalls seit den 90er-Jahren zum Booten von Itanium-Servern entwickelte Extensible Firmware Interface (EFI) hat sich durchgesetzt, wenn auch erst nach massivem Druck von Microsoft: Statt eines klassischen BIOS nutzen heutige x86-(64-)PCs durchweg UEFI. (ciw)